Venezuela / Wirtschaft

Venezuelas Regierung will Krise bei staatlichem Ölkonzern bekämpfen

PDVSA-Chef gesteht kritische Lage ein. Rückgang von Investitionen und Erdölförderung. Maduro will Arbeiter in neue Organisationsstruktur einbeziehen

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Venezuelas Präsident Nicolás Maduro will die staatliche Erdölgesellschaft PDVSA durch eine "interne Revolution" retten
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro will die staatliche Erdölgesellschaft PDVSA durch eine "interne Revolution" retten

Caracas. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat eine "interne Revolution" bei der staatlichen Erdölgesellschaft Petróleos de Venezuela SA (PDVSA) gefordert, um dem drastischen Rückgang der Ölförderung zu begegnen. Bei einem Treffen mit Arbeitern kündigte Maduro an, ein "neues Führungsmodell" bei dem Konzern einführen zu wollen. Die Arbeitervertreter forderten ihrerseits die Wiederherstellung der Produktionslinien sowie die Beteiligung an der Betriebsleitung des Konzerns. Zudem müsse Bürokratie abgebaut und die notwendigen Investitionen für die Produktion getätigt werden

Der Anlass fand im Rahmen des "nationalen Dialogs" statt, den Maduro nach seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 20. Mai ausgerufen hatte. Dazu lud der Präsident verschiedene Sektoren der venezolanischen Wirtschaft ein, um über Auswege aus der tiefen Wirtschaftskrise des Landes zu diskutieren. Ende Mai traf sich Maduro zu diesem Zweck mit der venezolanischen Bankenvereinigung (ABV) und mit Vertretern privater und öffentlicher Medienunternehmen. Auch Vertreter der politischen Opposition wurden in die Gespräche einbezogen, so kam Mauduro Anfang Juni mit den oppositionellen Gouverneuren von vier Bundesstaaten zusammen.

Bei dem Treffen mit PDVSA-Arbeitern betonte Maduro die zentrale Rolle der Arbeiterschaft für die Überwindung der Krise: "Ich will ein neues Führungsmodell, ein neues Organisationsmodell, in dem die Arbeiterklasse die grundsätzliche Entscheidungsgewalt über die Ausrichtung hat", so der Staatschef. Um die Ölindustrie zu konsolidieren werde seine Regierung auch die Bündnisse mit China, Russland, Indien und der Türkei stärken: "Es geht um Investitionen mächtiger Länder, die nicht die Absicht verfolgen, Venezuela zu beherrschen und zu plündern", sagte Maduro.

Hauptziel sei die Wiedererlangung der Produktionskapazitäten der Ölgesellschaft, die sich seit 1976 im Besitz des venezolanischen Staates befindet. Unmittelbar gehe es um die Verdopplung der Ölförderung. Diese war im April auf einen neuen Tiefststand gefallen. Laut Opec-Zahlen wurden noch 1,436 Millionen Fässer pro Tag (mbd) gefördert, was einen Rückgang um über 40.000 Fass pro Tag im Vergleich zum Vormonat bedeutete. Im Vergleich zu 2015, als die Produktion noch 2,65 mbd betragen hatte, ist die Ölförderung damit um rund die Hälfte zurückgegangen.

Jüngsten, bisher unbestätigten Berichten der Informationsplattform S&P Global Platts zufolge habe PDVSA diese Woche sogar acht internationale Kunden darüber informiert, dass die Firma im Juni ihre Lieferverträge nicht vollumfänglich erfüllen könne.

Die beiden russischen Ölfirmen Rosneft und Lukoil, die zu den wichtigsten Kunden von PDVSA gehören, dementierten jedoch am Dienstag die Meldung. Es sei keine entsprechende Benachrichtung von PDVSA eingegangen, ließen Sprecher der russischen Unternehmen verlauten.

Der Vorsitzende von PDVSA und Ölminister Venezuelas, Manuel Quevedo, gestand indes bei der Zusammenkunft am Dienstag ein, dass die Lage in Lateinamerikas größtem Ölkonzern kritisch ist. So habe es in den vergangenen Jahren zu wenig Investition gegeben. Es hätten sich mafiöse Strukturen im Unternehmen gebildet, die sich zum Schaden von PDVSA organisierten und bereicherten.

Quevedo versprach, auf struktureller Ebene gegen "Bürokratie und Korruption" im Unternehmen vorzugehen. In den vergangenen Monaten hatte die Staatsanwaltschaft zahlreiche ehemalige führende Mitarbeiter von PDVSA festnehmen lassen und Verfahren wegen Korruption eingeleitet. Betroffen sind auch der ehemalige Minister für Erdöl und Energie, Eulogio del Pino, und der Ex-Vorsitzende von PDVSA, Nelson Martínez.