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Venezuela: US-Ölkonzern Conoco will Erdölraffinerien in der Karibik beschlagnahmen

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Eine Tankstelle des Ölkonzerns ConocoPhillips in Los Angeles, USA
Eine Tankstelle des Ölkonzerns ConocoPhillips in Los Angeles, USA

Caracas. Der US-amerikanische Ölkonzern ConocoPhillips hat gedroht, die Kontrolle der Lagerbestände und Vermögenswerte des venezolanischen Erdölunternehmens PDVSA auf den Karibikinseln Bonaire und St. Eustatius zu übernehmen. Dies hat die Nachrichtenagentur Reuters vergangene Woche berichtet.

Hintergrund ist eine Entscheidung der Internationalen Handelskammer vom 25. April, die dem Unternehmen eine Entschädigungszahlung in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar für gebrochene Verträge und ausgebliebenen Profite zugesprochen hat. Das Unternehmen hatte eine Entschädigung von 22 Milliarden US-Dollar beantragt. Der Konzern hatte sich im Jahr 2007 im Rahmen der Verstaatlichungspolitik des damaligen Präsidenten Hugo Chavez aus Venezuela zurückziehen müssen.

Die Erdölraffinerien auf den Karibikinseln sind von zentraler Bedeutung für den venezolanischen Erdölexport. Nach Angaben des staatlichen Erdölunternehmens wurden im vergangenen Jahr rund zehn Prozent der venezolanischen Erdölexporte von Bonaire und St. Eustatius verschifft.

ConocoPhillips, drittgrößter US-Erdölkonzern, stellt zudem Ansprüche auf die PDVSA-Anlagen auf Curaçao, wo sich die größten Erdölraffinerien Venezuelas in der Karibik befinden und von der 14 Prozent der Erdölexporte des vergangenen Jahres verschifft wurden.

Beschlagnahmungen könnten die ohnehin rückläufigen Erdölverkäufe des staatlichen Erdölunternehmens treffen und die Krise der Wirtschaft Venezuelas weiter verschärfen. PDVSA machte am vergangenen Donnerstag deutlich, dass sie die Übernahme der Vermögenswerte durch ConocoPhillips ablehnen. "PDVSA bestätigt seine feste Bereitschaft die Kontroversen auf legalem und friedlichem Wege unter Nutzung der für solche Fälle zuständigen Instanzen zu lösen", gab das venezolanische Erdölministerium zudem bekannt.

"Alle möglichen Auswirkungen ist ein Resultat der illegalen Enteignungen unserer Vermögenswerte durch die PDVSA", versicherte ConocoPhillips gegenüber Reuters. Man werde mit den lokalen Behörden zusammenarbeiten, um mögliche Probleme bei der Umsetzung des Urteils zu überwinden.

PDVSA hatte bereits begonnen, Tankschiffe in venezolanische Gewässer zurückzuführen, um drohende Embargos zu vermeiden. Mehrere Schiffsladungen Erdöl waren in den vergangenen Jahren wegen fehlender Zahlung von Seefrachtkosten einbehalten oder beschlagnahmt worden.