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Fake News gegen aussichtsreichen linken Präsidentschaftskandidaten in Kolumbien

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Die  Verbreitung von Propaganda gegen Petro in Kolumbien geht mit der Zunahme der Zustimmung für ihn in Umfragen einher
Die Verbreitung von Propaganda gegen Petro in Kolumbien geht mit der Zunahme der Zustimmung für ihn in Umfragen einher

Bogotá. Der linksgerichtete Präsidentschaftskandidat in Kolumbien, Gustavo Petro, hat über den Kurznachrichtendienst Twitter auf eine weitreichende Fake-News-Kampagne gegen ihn in den sozialen Netzwerken aufmerksam gemacht. Der Kandidat der Bewegung der Progressiven forderte die Staatsanwaltschaft auf, die Accounts und Nutzer, die falsche Informationen über ihn verbreiten, strafrechtlich zu verfolgen. Laut aktueller Prognosen wird Petro gegen Iván Duque, den Kandidaten der von Ex-Präsident Álvaro Uribe gegründeten ultrarechten Partei Centro Democrático (CD), in der Stichwahl antreten.

Die falschen Meldungen basieren auf angebliche Aussagen von Petro in Pressekonferenzen oder Interviews mit leitenden Medien. Doch diese haben tatsächlich nie stattgefunden. Gemeinsam ist den falschen Aussagen, die Petro in den Mund gelegt werden, die Ankündigung von Einschränkungen der Freiheit der Bürger. So soll der Kandidat geäußert haben, dass die Besitzer von Immobilien, die größer als 65 Quadratmeter sind, diese mit anderen Familien teilen müssen, wenn Petro Präsident wird. Das Ziel sei, "Eigentum für alle" zu sichern.

Andere erfundene Vorsätze Petros haben einen antireligiösen Charakter. "Wir werden keine Kruzifixe in den staatlichen Schulen dulden" oder "Ich habe mehr Anhänger als Jesus Christus" wird der 58-Jährige fälschlicherweise zitiert. Ebenso kündigt der Ex-Bürgermeister von Bogotá laut einer falschen Kurznachricht an, dass er in Schulen Workshops zum Konsum von Marihuana für den Eigengebrauch anberaumen wird. Verdreht werden damit echte Aussagen von Petro, in denen er die repressive Politik seiner rechten Konkurrenten gegen Drogenkonsumenten abgelehnt hat.

Ebenso kursiert in der Presse das Gerücht, dass Petros Präsidentschaftskampagne von der venezolanischen Regierung finanziert wird. So würde Petro den Bustransport für Teilnehmer bei seinen Wahlkampfveranstaltungen finanzieren. Dies soll die überfüllten Plätzen bei jeder Ansprache des linken Kandidaten erklären. Solche Behauptungen, twitterte die Kassenwärtin von Petros Wahlkampagne, Blanca Durán, seien eine Beleidigung gegen den Kandidaten und tausende Anhänger, die täglich mit prekären Mitteln die Wahlkampagne durchführen.

Tatsächlich melden sich immer mehr Menschen in den sozialen Netzwerken mit Fotos von Wandmalereien, Flugblättern, Transparenten, Stickern mit dem Logo der Kamopagne "Menschliches Kolumbien" (Colombia Humana) oder Petros Gesicht, die sie auf eigene Kosten herstellen. Inzwischen hat Petro beklagt, dass die Fernsehsender die Wahlwerbespots seiner Kampagne nicht ausstrahlen. Dies verstoße gegen geltendes Recht.

Die verstärkte Verbreitung von Propaganda gegen Petro geht mit der Zunahme der Zustimmung für ihn bei den Präsidentschaftsumfragen einher. Laut der jüngsten Umfrage der Firma Invamer hat sich der Vorsprung des Kandidaten der ultrarechten Partei Centro Democrático (CD), Iván Duque, gegenüber Petro halbiert. Jetzt würde 41 Prozent der Kolumbianer Duque und 31 Prozent Petro wählen. Beide sollen demnach in eine Stichwahl kommen. Bei der Umfrage des Strategischen Zentrums Lateinamerikas für Geopolitik (Celag) ist der Vorsprung Duques noch kleiner. Er führt mit 34 Prozent an, während Petro derzeit 30 Prozent der Stimmen hätte.