Bolivien / Umwelt

Bolivien kämpft gegen die Fluten

Sieben Menschen wurden bereits Opfer der Überschwemmungen. Notstand in Potosí, Beni, Chuquisaca und Cochabamba. Fast 300 Häuser beschädigt

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Eine Schlammlawine in dem kleinen Ort Tiquipaya, Bolivien, forderte fünf Todesopfer und zerstörte zahlreiche Häuser
Eine Schlammlawine in dem kleinen Ort Tiquipaya, Bolivien, forderte fünf Todesopfer und zerstörte zahlreiche Häuser

Cochabamba/La Paz. Flüsse, die über die Ufer treten und Häuser und Brücken mit sich reißen, Schlammlawinen, die sich durch Orte wälzen und dort für große Verheerungen sorgen, bislang sieben Tote und zahlreiche Verletzte sind die Bilanz des heftigen Regens der vergangenen Wochen in weiten Teilen Boliviens.

2018 sind die Pegel des Katastrophenjahrs 2014 zwar noch nicht erreicht, in dem vor allem in der Provinz Beni im Amazonas viele Dörfer evakuiert werden mussten. Doch noch ist der regenreiche Monat nicht zu Ende. In den Bezirken Potosí, Beni, Chuquisaca und Cochabamba wurde bereits der Notstand ausgerufen. Fast 300 Häuser wurden beschädigt.

Allein nach dem Abgang einer Schlammlawine in dem kleinen Ort Tiquipaya, zehn Kilometer westlich von Cochabamba, wurden bislang fünf Todesopfer geborgen. Vizepräsident Álvaro García Línera war direkt nach der Katastrophe vor Ort und versprach schnelle Hilfe. Mit schwerem Gerät ist es mittlerweile gelungen, den über die Ufer getretenen Fluss Taquiña wieder einzudämmen. Dennoch gehen die Aufräumarbeiten in bislang nur schleppend voran. In den ersten Tagen kam schweres Gerät ohne Treibstoff an, Rettungskräfte mussten die Sucharbeiten einstellen, da sie keine Lampen hatten. Die Bewohner sind mittlerweile teilweise dazu übergegangen, Maschinen selbst anzumieten, um ihre Häuser von Schlamm und Lehm zu befreien. In einzelnen Fällen kam es in den beschädigten Häusern zu Plünderungen. Die Pegel der Anrainerflüsse Tolavi und K’ora bleiben weiter hoch, anhaltender Regen sorgt dafür, dass der Wiederaufbau nur schleppend vorangehen kann.

In der Region Beni im Amazonas wird für die nächsten Tage eine neue Flutwelle erwartet. Die Regierung betont, man sei weit besser vorbereitet als in der Vergangenheit. So wurden die Viehzüchter schon seit Dezember informiert, um ihr Vieh in Sicherheit bringen zu können. Zahlreiche Ärzte wurden in die Region entsandt. In einigen Kommunen musste bereits Anfang Februar der Notstand ausgerufen werden. Die vorsorgliche Evakuierung hat in einigen Orten begonnen.

Das Verteidigungsministerium bestätigte Ende vergangener Woche, dass mindestens 14 Gemeinden des Landes zu Katastrophengebieten erklärt wurden.

Wirtschaftsminister Mario Guillén erklärte indes, nach ersten Schätzungen seien drei Prozent der diesjährigen Ernte verloren. Es lasse sich im Moment noch nicht abschätzen, ob die Schäden größer oder kleiner sein als in den vergangenen Jahren. Die Vereinigung der Produzenten von Ölfrüchten und Weizen spricht vom Verlust der Ernte von wenigsten 40.000 Hektar und einem wirtschaftlichen Schaden von über 100 Millionen US-Dollar.

Neben dem Klimawandel gibt es auch hausgemachte Gründe für die Überschwemmungen: Um Flächen für Viehzucht und vor allem den Anbau von Soja zu erhalten wurde viel Wald abgeholzt.