Menschenrechtsaktivisten in Lateinamerika zunehmend in Gefahr

kolumbien_lateinamerika_menschenrechte.jpg

Bodycount in Kolumbien: Hier werden mit die meisten Aktivisten ermordet
Bodycount in Kolumbien: Hier werden mit die meisten Aktivisten ermordet

Dublin. Laut einer Erhebung der irischen Nichtregierungsorganisation Front Line Defenders hat sich die Gefahrenlage für Verteidiger von Menschenrechten weltweit verschärft. 2017 wurden demnach 312 Aktivisten in 27 Ländern ermordet. Lateinamerika gehört dabei mit zu den am stärksten betroffenen Regionen.

Laut der Recherchen von Front Line Defenders hat sich Lateinamerika in den vergangenen Jahren zu einer besonders gefährlichen Region für sozialen und Umwelt-Aktivismus entwickelt. Nicht nur die Mordrate ist kontinuierlich angestiegen, auch sonstige gewalttätige Attacken nehmen zu. Das gefährlichste Land für Aktivisten war im Jahr 2017 Kolumbien, wo es 91 Morde im Zusammenhang mit ihrem Einsatz für Menschenrechte gab. Entgegen der ursprünglichen Erwartungen stieg die Zahl der Verbrechen nach Abschluss des Friedensabkommens zwischen Regierung und der Rebellengruppe Farc sogar erheblich an.

Mexiko, in dem indigene Gruppen besonders aktiv sind, findet sich ebenfalls ganz vorne im negativen Spitzenfeld: Es ist das viertgefährlichste Land für die Menschenrechtsaktivisten weltweit. Laut Front Line Defenders wurden hier 2017 insgesamt 31 Morde an Aktivisten verzeichnet. Der Großteil davon betraf indigene oder Umweltaktivisten. Im Jahr 2018 gibt es schon einen ersten Fall: Anfang Januar wurde die indigene Aktivistin Guadalupe Campanur im mexikanischen Bundesstaat Michoacán ermordet. Sie kämpfte gegen illegale Abholzung und für indigene Rechte.

Besonders alarmierend ist laut dem mexikanischen Nachrichtenportal desinformemonos.org die Aufklärungsquote der Verbrechen in Mexiko. In nur zwölf Prozent der Fälle kam es demnach zu einer Verhaftung – damit gibt es bei diesen Delikten eine besonders hohe Straflosigkeit. Besorgniserregend ist laut Front Line Defenders auch die Involvierung von Regierungen in Attacken auf Aktivisten. Neben Gewalt ist Kriminalisierung eine verbreitete Methode, um Aktivisten von ihren Vorhaben abzubringen. In allen Teilen der Welt werden sie, oft unter haltlosen Vorwürfen, angezeigt oder inhaftiert. In vielen Fällen benutzen Regierungen dazu Anti-Terror-Gesetze, heißt es in der Untersuchung.