Regierung in Uruguay nimmt Gespräche im Agrar-Konflikt auf

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Der Präsident von Uruguay, Tabaré Vázquez, beim Runden Tisch mit Vertretern des Agrarsektors
Der Präsident von Uruguay, Tabaré Vázquez, beim Runden Tisch mit Vertretern des Agrarsektors

Montevideo. Nach landesweiten Protesten von Vertretern der Agrarwirtschaft in Uruguay hat Präsident Tabaré Vázquez einen Runden Tisch einberufen und Sofortmaßnahmen angekündigt, um wirtschaftlichen Problemen in der Branche entgegenzuwirken. Schon längere Zeit schwelt der Unmut vieler Agrarunternehmer, vor allem aufgrund des anhaltend schlechten Wechselkurses des US-Dollar zum uruguayischen Peso. Da die Unternehmen mit Pesos handeln, schmelzen ihre Gewinne, wenn der US-Dollar schwächelt.

Am Montag fand ein erstes Treffen mit Branchenverbänden statt. Eingeladen waren der Ländliche Verband Uruguays, der Genossenschaftliche Agrarbund, die Nationale Kommission für ländliche Entwicklung, der Verband der Reisbauern und der Nationale Verband der Milchproduzenten. Lediglich die Ländliche Föderation blieb dem Treffen fern.

Vázquez stellte gegenüber der Presse klar, dass die Agrarproduzenten "natürlich das Recht haben, zu streiken". Zugleich forderte er einen "respektvollen Umgang" ein. Einigungen gebe es nur mit den Verbänden, die an Treffen teilnehmen. Zudem verhandle er nicht mit "den Unternehmern, sondern nur den geladenen Institutionen". Der Präsident machte deutlich, dass sich seine Regierung von den Protestierenden nicht unter Druck setzen lasse, um ihre Wirtschaftspolitik zu ändern: "Wir finden Lösungen innerhalb des wirtschaftspolitischen Kurses, der von den Wählern so gewünscht wurde."

In der Sitzung wurde die Lage in den einzelnen Bereichen diskutiert. Die Produzenten beharrten dabei auf "wirkungsvolle Maßnahmen". Vázquez betonte dagegen, dass nicht alle Agrarsektoren gleichermaßen betroffen seien, einigen gehe es sogar ausgezeichnet. Er war jedoch bereit, im Reis- und Milchsektor über "ergänzende Maßnahmen zur Bewältigung von Notfällen" zu reden und den Produzenten unter die Arme zu greifen.

Im vergangenen Jahrzehnt ist die Agrarwirtschaft in Uruguay stetig gewachsen. Die steigende Nachfrage nach Fleisch, Milch und Soja und die hohen Weltmarktpreise haben einen Boom ausgelöst. Begünstigt durch die Tatsache, dass der Erwerb von Ackerland keinerlei Beschränkungen unterliegt – nur Staaten dürfen nicht als Käufer auftreten – stiegen vor allem Firmen aus den Nachbarländer Brasilien und Argentinien mit hohen Direktinvestitionen ins Geschäft ein.

Beschäftige der Agrarwirtschaft verfolgen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Vergangene Woche protestierten in Montevideo viele Landarbeiter. Nicht ganz freiwillig, wie Dardo Pérez vom Gewerkschaftsbund der Nationalen Union der Landarbeiter und Angestellten vermutete: "Ich habe keinen Zweifel, dass wir benutzt wurden." Pérez fügte an: "Es sind dieselben Agrarunternehmer, die Landarbeiter schlecht bezahlen und sie jetzt auffordern, bei den Demonstrationen die Masse für sie zu geben".