Viele Menschen in Lateinamerika ohne Sozialversicherung

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Der Gang zum Arzt – wie hier in Ecuador – findet in Lateinamerika häufig gar nicht statt: Die Leistungen sind zu teuer und die Menschen sind zu oft nicht versichert
Der Gang zum Arzt – wie hier in Ecuador – findet in Lateinamerika häufig gar nicht statt: Die Leistungen sind zu teuer und die Menschen sind zu oft nicht versichert

Genf. In Lateinamerika und der Karibik verfügen nach einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation rund 38,6 Prozent der Bevölkerung über keine Sozialversicherung, war etwa 241 Millionen Menschen entspricht. Zudem zahlten 61,4 Prozent für Versicherungen, deren tatsächliche Schutzwirkung nur sehr gering ist, konstatiert die im Schweizerischen Genf ansässige Organisation.

Arbeitende auf dem Land, Selbständige, Kleinunternehmer und Hausangestellte werden demnach entweder von Versicherungen ausgeschlossen oder erhalten tatsächlich nur sehr geringe Leistungen aufgrund struktureller Einschränkungen der jeweiligen Wirtschaft der Länder oder des großen Anteils an informeller Beschäftigung.

Die durchschnittlichen Kosten für die Sozialversicherung, ausgenommen die Krankenversicherung, liegen bei etwa 16 Prozent des regionalen internen Bruttoinlandsprodukts. Die Versicherung beinhaltet den Zugang zur ärztlichen Versorgung, eine Einkommensgarantie im Alter, bei Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität, Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten, Mutterschaft oder dem Verlust des Hauptverdieners/der Hauptverdienerin einer Familie mit ein.

Unlängst hatte die ILO zudem berichtet, dass in Lateinamerika und der Karibik Ende 2017 eine halbe Million Jugendliche mehr arbeitslos sein werden als 2016. Damit verzeichnet die Region im weltweiten Vergleich den höchsten Anstieg an Arbeitslosigkeit unter den 15- bis 24-Jährigen.

Für 2017 stellt die Sonderorganisation der Vereinten Nationen einen Anteil von 19,6 Prozent arbeitslosen Jugendlichen fest, der höchste seit 2004 und fast einen Prozentpunkt über dem Wert von 2016. Diese Entwicklungen sieht die ILO vor allem in der geschwächten Wirtschaft von Brasilien begründet. "Dieser Anstieg kann nur teilweise durch die sinkende Arbeitslosigkeit in Argentinien und Mexiko abgefedert werden", so die ILO. Auch der Gender-Gap besteht deutlich fort: Die Arbeitslosigkeit unter den weiblichen Jugendlichen bleibt mit 23,9 Prozent deutlich höher als bei den Männern (16,7 Prozent).