2017 wird gewaltsamstes Jahr in der Geschichte von Mexiko

Erstes Quartal 2017 gewalttätigstes seit Aufzeichnung. Die meisten Morde in Guerrero. Auch US-amerikanische Drogenbehörden verantwortlich

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Eine Einheit der Marine von Mexiko im Einsatz gegen mutmaßliche Drogenhändler
Eine Einheit der Marine von Mexiko im Einsatz gegen mutmaßliche Drogenhändler

Mexiko-Stadt. Laut einem Bericht des Innenministeriums sind in Mexiko in den ersten neun Monaten dieses Jahres 18.505 Mordfälle registriert worden. Damit ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent gestiegen. Mit 1.726 gemeldeten Fällen ist Guerrero der Bundesstaat mit den meisten vorsätzlichen Tötungen, gefolgt von Baja California mit 1.524 und Chihuahua mit 1.153.

Hinzu kommen 866 gemeldete Entführungen und 4.315 Erpressungen. Schon mit diesen offiziellen Zahlen wird das Jahr 2017 das gewaltsamste in der Geschichte des Landes werden. Laut der Organisation "Desarma México" war das erste Quartal 2017 bereits das gewaltsamste seit der Registrierung von Straftaten im Land. Die Organisation macht den Besitz von Waffen und die herrschende Korruption für den Anstieg der Mordrate verantwortlich und sprechen von einer Spirale der Gewalt: Am Anfang stehe die Polizei, die mit immer schwereren Schusswaffen ausgestattet wird. Um sich zu verteidigen bewaffneten sich entsprechend Banden, die dem organisierten Verbrechen angehören und am Ende auch Teile der Bevölkerung, um sich wiederum gegen diese zu verteidigen.

Soziale Organisationen und Vertreter von Universitäten erinnerten bei einem Treffen zu dem Thema Ende Oktober daran, dass 90 Prozent der Straftaten in Mexiko aus Angst vor dem Staatsapparat gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden. Daran zeige sich das eigentliche Ausmaß der Misere, in der sich das Land derzeit befinde. Verantwortlich dafür sei anderem der Kontakt der Behörden zum organisierten Verbrechen. Auch die andauernde Militärpräsenz in den Straßen trage dazu bei.

Seitdem Ex-Präsident Felipe Calderon 2006 den offenen Krieg gegen das organisierte Verbrechen verkündete, sind die Ausgaben im Bereich der öffentlichen Sicherheit jedes Jahr gestiegen. Die Opferzahlen entgegen den Versprechungen von Seiten der Regierung allerdings auch. Mittlerweile ist das gesamte Land betroffen. "Das Besorgniserregende sind nicht die Zahlen", sagte Santiago Roel, Leiter der Nichtregierungsorganisation "Semáforo Delictivo". Es gehe vielmehr darum, "dass die sogenannte Sicherheitspolitik des Präsidenten gescheitert ist und sich nichts ändert. Viele Regionen, die vorher keine Probleme hatten, haben sie jetzt. Das einzige was fortbesteht ist die Mérida-Initiative" sagte Roel weiter.

Bei der Mérida-Initiative handelt es sich um eine US-amerikanische Operation zur Bekämpfung des Drogenhandels in Mittel- und Südamerika, die 2007 unter der damaligen Regierung von George W. Bush ins Leben gerufen wurde. Seitdem haben die US-Drogenbehörde (DEA) und die mexikanischen Bundesregierung das Vorgehen gegen die Kartelle verschärft. Bisher allerdings ohne Erfolg. Vor diesem Panorama und ohne eine effektive nationale Agenda werde die Mordrate weiter ansteigen, denn die Kartelle zerspalteten sich weiter und es werde schwieriger, jede einzelne Zelle auszumachen, die um die Vorherrschaft im Drogengeschäft kämpfe, so Roel.