Urteile gegen 35 Ex-Agenten in Chile wegen Verschleppung

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Reinalda Pereira mit ihrem 2007 verstorbenen Partner Maximiliano Santelices
Reinalda Pereira mit ihrem 2007 verstorbenen Partner Maximiliano Santelices

Santiagode Chile.In Chile hat ein Richter 35 ehemalige Agenten der damaligen chilenischen Geheimpolizei "Dina" zu Gefängnisstrafen bis zu zehn Jahren verurteilt. Richter Miguel Vázquez Plaza sah es als erwiesen an, dass sie während der Diktatur unter Augusto Pinochet (1973-1990) eine schwangere Frau gewaltsam verschleppt und ermordet haben. Das Urteil wurde 41 Jahre nach der Tat gefällt.

Im Jahre 1976 haben zwei Männer die Arzthelferin Reinalda Pereira gewaltsam von der Straße weg in ein Privatauto gezerrt. Pereira war damals 29 Jahre alt und im fünften Monat schwanger. Sie wurde zusammen mit zahlreichen weiteren Mitgliedern der Kommunistischen Partei Chiles auf einem Gelände mit unterirdischen Räumen gefangen gehalten, gefoltert und ermordet. Der Ort befand sich inmitten eines Stadtviertels der Mittelschicht von Santiago. Reinalda Pereira hatte zahlreichen Mitgliedern des chilenischen Widerstands geholfen, in Botschaftsgebäuden Asyl zu erhalten.

Gegenüber der Mutter der Verschwundenen behauptete der damalige Innenminister Pinochets, die junge Frau sei an einer Grenzstation nach Argentinien registriert worden. Sie habe die Grenze zu Fuß überquert. Es vergingen viele Jahre bis sich herausstellte, dass dies eine Lüge war.

Drei der nun verurteilten Ex-Agenten erhielten eine Haftstrafe von zehn Jahren, darunter der ehemalige Dina-Angehörige Ricardo Lawrence, der seit Monaten flüchtig ist.

Weitere 18 Geheimdienstmitglieder wurden zu sieben Jahren verurteilt. Zwölf Männer und zwei Frauen erhielten vier Jahre Haft wegen Mittäterschaft bei der Verschleppung

Im Jahre 1989 wurde der Fall von Reinalda Pereira und von 13 verschwundenen Mitgliedern der Kommunistischen Partei wieder aufgerollt. Die Ermittlungen liefen im dritten Strafgericht von Santiago und zogen sich über 13 Jahre hin. Das unterirdische Gefängnis wurde erst 2005 entdeckt, als ein ehemaliger Mitgefangener gegenüber einem Richter Aussagen machte.

Im Jahr 2007 verstarb der Mann Reinaldas, Maximiliano Santelices, ohne zu wissen, was aus seiner Frau geworden ist und ob sein Kind jemals geboren wurde.