118 Morde an Indigenen in Brasilien im vergangenen Jahr

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Protest gegen die Gewalt an Indigenen in Brasilien
Protest gegen die Gewalt an Indigenen in Brasilien

Brasília. In Brasilien sind im Jahr 2016 mindestens 118 Indigene ermordet worden. Das geht aus dem Anfang Oktober veröffentlichten Jahresbericht Conselho Indigenista Missionário (CIMI) hervor.

Obwohl die Zahl der durch Gewalt ums Leben gekommenen Indigenen damit unter den im Vorjahr registrierten 137 Fällen liegt, seien die Rechte und das Leben der indigenen Bevölkerung weiterhin bedroht, so die Sprecher der Organisation. Die Mehrheit sei vor allem von der rückwärtsgewandten Politik unter der Regierung von Präsident Michel Temer betroffen, die sich auf die Aneignung der indigener Ländereien konzentriere. "Wir haben beobachtet, und das zeigen auch unsere Daten, dass die Gewalt gegenüber indigenen Gemeinschaften zugenommen hat", sagt Cleber Buzatto, Generalsekretär des Indigenenrats.

Dem Bericht zufolge sind zudem im vergangenen Jahr 735 Kinder unter fünf Jahren aus indigenen Familien aufgrund von Mangelernährung und unzulänglicher Gesundheitsversorgung gestorben. Im Jahr 2015 waren es 599. Auch die Selbstmordrate ist um 19 Fälle auf 106 angestiegen. Darüber hinaus wurden 23 Mordversuche, zehn Morddrohungen, elf Fälle von Körperverletzung, 13 von sexueller Gewalt und 17 von Rassismus registriert.

Buzatto plädiert daher für eine klare Festlegung indigenen Landbesitzes. Er schlägt eine Verfassungsänderung vor, um dem Kongress die endgültige Entscheidung über die Grundstücksgrenzen zu übertragen. Dies sei eine Voraussetzung dafür, dass die Gewalt gegenüber Indigenen abnehme, so Buzatto.

Auch international wird Kritik laut: Die Vereinten Nationen (UN) haben dem brasilianischen Staat 34 konkrete Vorschläge für die Wahrung der indigenen Rechte unterbreitet, zu deren Umsetzung sich die Regierung verpflichtet hat.