Chile / Politik

Chile: Piñera gerät vor den Wahlen unter Druck

Chilenischer Chemie-Riese soll Piñeras Wahlkampagne 2009 finanziert haben. Beatriz Sánchez vom Linksbündnis Frente Amplio legt bei Umfragen deutlich zu

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In Chile konkurrieren Beatriz Sánchez, Sebastian Piñera und Alejandro Guillier bei den Präsidentschaftwahlen im November
In Chile konkurrieren Beatriz Sánchez, Sebastian Piñera und Alejandro Guillier bei den Präsidentschaftwahlen im November

Santiago. In Chile hat der Konservative Sebastian Piñera bislang als sicherer Sieger der Präsidentschaftswahlen im kommenden November gegolten. In den vergangenen Wochen hat Beatriz Sánchez vom neuen Linksbündnis Frente Amplio jedoch deutlich an Zuspruch gewonnen und konnte sich in aktuellen Umfragen auf Platz zwei schieben. Sie liegt damit vor Alejandro Guillier, dem Kandidaten der derzeit regierenden Mitte-Links-Koalition Nueva Mayoria. Die anderen Kandidaten sind mit Anteilen um die fünf Prozent oder weniger chancenlos.

Klar scheint indes, dass Piñera wenig Chancen auf einen Sieg bereits im ersten Wahlgang am 17. November 2017 hat. Entscheidend wird sein, welche Koalitionen sich für eine zweite Runde im Dezember ergeben. Hier prognostizieren die Umfragen entweder ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Piñera und Sánchez oder zwischen Piñera und Guillier. Allen drei Kandidaten werden für die zweite Runde nahezu gleiche Chancen ausgerechnet.

In zwei Umfragen hat Sánchez mittlerweile aufgeholt. Das Meinungsforschungsinstitut Adimark hatte sie bereits Anfang August in einer Wählerbefragung mit 17 Prozent vor Alejandro Guillier gesehen. Laut einer Befragung durch Critieria Research von Ende September liegt die Frente-Amlio-Kandatin nun bei 21 Prozent, Guillier bei 16 Prozent. Piñera kommt in beiden Umfragen auf Platz eins mit deutlich über 30 Prozent, aber ohne weiteren Zulauf im Vergleich zu den Vormonaten. Für den zweiten Wahlgang im Dezember gehen die Umfragen von einem äußerst knappen Ergebnis mit nur ein bis zwei Prozentpunkten Unterschied aus.

Verschiedene Elemente haben in den vergangenen Wochen dazu beigetragen, dass Piñera mehr Gegenwind bekommt. Im Vergleich zu den Monaten zuvor hat sich die Bilanz der Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet verbessert. Sie hat unter anderem durch den Beschluss, das Sondergefängnis Punta Peuco zu schließen, an Popularität gewonnen. Eine überwiegende Mehrheit der Chilenen ist dafür, dass verurteilte Ex-Militärs ihre Strafen in normalen Gefängnissen verbüßen, in denen die Haftbedingungen schlechter sind als in Punta Peuco.

Die steigende Popularität von Sánchez erklärt sich auch durch Piñeras hausgemachte Probleme: Ihm macht ein Skandal um die Finanzierung seiner Wahlkampagne im Jahr 2009 zu schaffen. Die Tageszeitung El Mercurio hatte enthüllt, dass ein PR-Unternehmen für Piñera Wahlkampf gemacht hat, dessen Rechnungen vom chilenischen Chemie-Riesen SQM bezahlt worden sind. Auch dass er im Konflikt mit den Mapuche die Anwendung des Antiterrorgesetzes gefordert hat, bringt ihm keine Punkte. Selbst die prominente Unterstützung für Piñeras Wahlkampf von Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa konnte nicht für einen Umschwung sorgen.

Alejandro Guillier blieb im bisherigen Wahlkampf eher blass und konnte keine Themen setzen. Beatriz Sánchez hat zuletzt durch ihre Absage an der Polit-Talkshow "En buen chileno" teilzunehmen gepunktet. Einer der Diskutanten wäre Sergio Melnick gewesen, Medienunternehmer und Minister unter Diktator Augusto Pinochet. Mit ihm wolle sie nicht diskutieren, erklärte Sánchez.

Die Programme der Wirtschaftspolitik der Kandidaten spielen bislang im Wahlkampf keine entscheidende Rolle. Piñera richtet sich mit seinem wirtschaftsliberalen Kurs an die Mittelschicht. Guillier und Sánchez sprachen in Debatten davon, dass es in Zukunft darum gehe, größere Teile der Wertschöpfungskette nach Chile zu bekommen. Guillier erklärte in der ersten Elefantenrunde im chilenischen Fernsehen, dass ein historisch einmaliger Sprung möglich sei, insbesondere in den Bereichen Energieerzeugung und Weiterverabeitung von Rohstoffen. Er sprach dabei insbesondere von Kupfer, aber auch von der Energieerzeugung durch Geothermie mittels Vulkanen und Solarenergie in der Atacama-Wüste. Auch Lithium dürfte dabei eine Rolle spielen, da im Grenzgebiet zwischen Chile, Bolivien und Argentinien die größten Lithium-Vorkommen der Welt liegen.