Kolumbien / Soziales

Begeisterung und Kritik beim Papstbesuch in Kolumbien

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Franziskus in Villavicencio, Kolumbien, mit Opfern des bewaffneten Konflikts und früheren Guerillakämpfern
Franziskus in Villavicencio, Kolumbien, mit Opfern des bewaffneten Konflikts und früheren Guerillakämpfern

Bogotá. Papst Franziskus hat am vergangenen Sonntag seinen Kolumbienbesuch beendet. An seinen ersten Besuch im konfliktbelasteten Land waren viele Erwartungen geknüpft. Laut Vatikan standen die Themen Versöhnung und Armut im Mittelpunkt. Millionen Menschen feierten gemeinsam mit dem Papst bei Gebeten den Frieden in Kolumbien. In Villavicencio brachte Franziskus Opfer des bewaffneten Konflikts und frühere Guerillakämpfer zusammen. Zu bewegenden Szenen kam es, als Zivilisten und Angehörige von Gefallenen von ihren schmerzhaften Erlebnissen berichteten. Der Papst forderte "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" als Grundlage der Versöhnung.

Der katholische Würdenträger ignorierte indes den Aufruf verschiedener indigener Gemeinden, endlich die Archive der Kirche zu öffnen, um Verbrechen während der Kolonialzeit aufklären zu können. Die im Nordosten Kolumbiens lebenden Baris klagen die Kirche wegen Genozid an und forderten eine Erklärung zu den Straftaten katholischer Amtsträger. Franziskus lehnte auch die Bitte der Nachfolgeorganisation der Farc-Rebellen und vieler weiterer linker Organisationen ab, sich mit ihm zu treffen. Er gewährte keine Privataudienzen. Die Farc und die ELN-Guerilla hatten Grußworte und Einladungen an den Papst gerichtet und veröffentlicht. Darauf gab es keine Reaktion.

Der Papst kritisierte seinerseits die Haltung der kolumbianischen Bischöfe im Friedensprozess. "Ihr seid keine Politiker, sondern Hirten", sagte er in der Kathedrale von Bogotá und forderte die Amtskirche auf, sich mehr für den Frieden einzusetzen. Allerdings ist der Klerus in Kolumbien dafür bekannt, mit der rechten Elite zusammenzuarbeiten.

Da Franziskus die Nähe zur Bevölkerung suchte und deswegen auch das "einfache Kolumbien" sehen wollte, wurde exemplarisch ein Dorf ausgewählt und eine Straße dorthin asphaltiert. Diese Straße hatten die Anwohner bereits seit 20 Jahren gefordert.

Während der Reise verzichtete der Papst Franziskus darauf, sich zum weiterhin akuten Konflikt in Kolumbien zu äußern, dem dieses Jahr bereits über 100 Menschenrechtsaktivisten zum Opfer gefallen sind. Auch zum Thema Paramilitarismus verlor er kein Wort.