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Enttäuschung in Lateinamerika über Austritt der USA aus Klimaabkommen

Kritik an Rückzug aus Übereinkommen von Paris. Präsident von Costa Rica: Eines der Länder mit den größten Treibhausgasemissionen leugnet Verantwortung

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3-D-Visualisierung des El Niño von 1997/98. Lateinamerika ist von diesem mit dem Klimawandel einhergehenden Phänomen stark betroffen
3-D-Visualisierung des El Niño von 1997/98. Lateinamerika ist von diesem mit dem Klimawandel einhergehenden Phänomen stark betroffen

Buenos Aires et al. Nach der Aufkündigung des Pariser Klimaabkommens seitens der USA zeigten sich lateinamerikanische Regierungen enttäuscht.

Argentiniens Regierung bedauerte Donald Trumps Beschluss "zutiefst" und bekräftigte, zu den eigenen Verpflichtungen zu stehen, gegen den Klimawandel anzukämpfen. Dieser Schritt der USA wirke sich nicht nur auf die Effektivität des Abkommens aus, sondern auch auf den "Geist der Solidarität und Zusammenarbeit". Der Klimawandel sei ein sehr ernstes Problem mit Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft und gebiete vereinte Aktionen der Regierungen und der Zivilgesellschaft.

Die neoliberale Pazifik-Allianz (Chile, Kolumbien, Mexiko, Peru) äußerte "Besorgnis" angesichts der Entscheidung des US-Präsidenten, sich mit dem Argument aus dem 2015 von 195 Staaten in Paris unterzeichneten Vertrag zurückzuziehen, dieser stelle eine permanente Benachteiligung für die Industrie und den Arbeitsmarkt der USA dar.

Boliviens Präsident Evo Morales bezeichnete die Entscheidung als "Hochverrat an der Mutter Erde", denn damit werde das Leben der künftigen Generationen und die Zukunft der Menschheit aufs Spiel gesetzt. "Der Kapitalismus ist der schlimmste Feind der Menschheit," twitterte das Staatsoberhaupt nach Trumps Bekanntmachung und fügte hinzu: "Wir leben in einer Welt, in der die USA zu einer Bedrohung des Friedens, der Mutter Erde und der Vielseitigkeit geworden sind". Morales hatte die Industrieländer wiederholt für die durch den Klimawandel verursachten Umweltschäden verantwortlich gemacht.

Auch Brasiliens Regierung zeigte sich "enttäuscht und tief besorgt" wegen der negativen Auswirkung des US-Rückzugs auf die multilaterale Diskussion und Zusammenarbeit bei der Beantwortung der globalen Herausforderungen.

Die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet betonte, Chile sei eines der Länder, die bereits unter dem Klimawandel leiden. Das Pariser Abkommen sei eine der wichtigsten Errungenschaften der internationalen Gemeinschaft und seine Umsetzung von grundsätzlicher Bedeutung für das Wohlergehen der jetzigen und künftigen Generationen.

Die Regierung von Costa Rica warf den USA vor, mit dem Austritt ihre Verantwortung als eines der Länder mit den größten Treibhausgasemissionen zu leugnen. Der Klimawandel sei eine wissenschaftlich untermauerte Tatsache und seine katastrophalen Auswirkungen bereits sichtbar. In einem Kommuniqué ermutigte Präsident Luis Guillermo Solís die übrigen Staaten, die Anstrengungen zu verstärken, damit ein Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad Celsius vermieden wird.

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto erklärte, seine Regierung unterstütze das Pariser Abkommen weiterhin und werde die Zielstellungen auf nationaler Ebene umsetzen.

Die Regierung von Panama sprach sich in einer Erklärung des Außenministeriums für die Fortsetzung der multilateralen Anstrengungen gegen den Klimawandel aus.

Die peruanische Regierung nahm die US-Entscheidung mit "Besorgnis und Enttäuschung" auf.  Das Land sei vom Klimawandel und dem damit einhergehenden El-Niño-Phänomen stark betroffen, wie sich konkret bei den jüngsten Unwetterkatastrophen zeigte. Peru ist das erste lateinamerikanische Land gewesen, das das Abkommen von Paris ratifiziert hat.

Der Präsident Venezuelas, Nicolás Maduro, bezeichnete die Entscheidung seines US-Amtskollegen als "schwerwiegend", denn damit verleugneten die USA ein Abkommen zur Rettung des Planeten.

Die internationalen Nachrichtenagenturen und die deutschen Medien meldeten indes, dass neben den USA auch Nicaragua und Syrien das Pariser Abkommen ablehnen. Diese Gleichstellung ist jedoch irreführend: während die USA aus wirtschaftlichen Interessen aussteigen und Trump den Klimawandel leugnet, ist Nicaragua nicht grundsätzlich gegen Klimaschutzverträge, sondern lehnt das Pariser Abkommen ab, weil es den hauptsächlich für den Ausstoß von Treibhausgasen verantwortlichen Ländern keine gerechten Verpflichtungen auferlege.

Auf der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 kritisierte der Vertreter Nicaraguas, Paul Oquist, den ausgehandelten Vertrag als nicht ausreichend. Sein Land teile die Ergebnisse der Konferenz nicht, weil sie die historische Schuld der für den Klimawandel Verantwortlichen nicht anerkenne und keine direkte und bedingungslose Entschädigung für die Länder vorsehe, die unter den Folgen leiden. Die weniger entwickelten Länder seien nicht für den Klimawandel verantwortlich, dennoch würde beispielsweise Nicaragua große Anstrengungen unternehmen. "Fühlen wir uns für den Klimawandel verantwortlich? Nein! Haben wir etwas gegen den Klimawandel getan? Sehr viel! 2007 hatten wir 25 Prozent erneuerbarer Energien, 2014 erreichten wir 52 Prozent. Im vergangenen Jahr sparten wir 2,1 Millionen Tonnen CO2 durch den Einsatz erneuerbarer Energien ein", erklärte Oquist.

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