Neuer Bericht dokumentiert Ausmaß der Gewalt der Opposition in Venezuela

Dokumentation politischer Übergriffe und Morde während laufender Proteste. Junger Mann stirbt an Folgen von Verbrennungen. Auch Polizisten verurteilt

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Oppositionelle zündeten am 20. Mai in Venezuela einen jungen Mann an, den sie für einen Anhänger der Regierung hielten
Oppositionelle zündeten am 20. Mai in Venezuela einen jungen Mann an, den sie für einen Anhänger der Regierung hielten

Caracas. In Venezuela ist ein junger Mann verstorben, der am 20. Mai von oppositionellen Demonstranten mit Benzin übergossen und angezündet wurde. Der Fall des 22-jährigen Orlando F. hatte in Venezuela und weltweit für Entsetzen gesorgt – auch weil Vertreter der Opposition dem Opfer selbst später die Verantwortung für die Gewalttat gaben und ihn bezichtigten, Demonstranten beklaut zu haben, was die Staatsanwaltschaft in einer ersten Aufstellung bestätigte. Nach Darstellung von Medien und Angehörigen des Opfers wurde der Mann von seinen Mördern jedoch für einen Anhänger der sozialistischen Regierung gehalten, deren Sturz die Demonstranten anstreben. Die Zahl der Toten in Rahmen der Oppositionsproteste stieg nach offiziellen Angaben inzwischen auf 65.

Die Nachricht des Todes von Orlando F. wurde von Kommunikations- und Informationsminister Ernesto Villegas veröffentlicht. Der 22-jährige sei im Krankenhaus an einem Herzstillstand gestorben. Bei dem Angriff im oppositionell dominierten Hauptstadtviertel Altamira hatte er Verbrennungen auf 80 Prozent der Körperfläche davongetragen. Videos zeigen wie Orlando F. sich schwer verletzt in Sicherheit zu bringen versuchte, während Demonstranten weiter auf ihn einschlugen.

Inés Esparragoza, die Mutter des Opfers, machte Vertreter des Oppositionsbündnisses Tisch der demokratischen Einheit (MUD) für den Mord an ihrem Sohn verantwortlich. Es sei bereits der zweite Vorfall dieser Art in dem oppositionell kontrollierten Stadtteil von Caracas, sagte die Frau, um anzufügen: "Darf jetzt niemand mehr durch Altamira gehen?"

Am Freitag wurden indes sechs Personen wegen des Lynchmordes an dem Nationalgardisten a.D. Danny Subero angeklagt. Subero war am 27. Mai von einer Gruppe oppositioneller Demonstranten im Teilstaat Lara verschleppt, gefoltert und angeschossen worden. Die Angreifer hielten ihn für einen Agenten der Polizei. Der Mann konnte von Polizisten zwar befreit und in ein Krankenhaus gebracht werden, verstarb dort aber wenig später an den Folgen seiner Verletzungen.

Venezuelas Menschenrechtsbeauftragter Tarek William Saab rief Regierung und Opposition indes nachdrücklich zum Dialog auf, um die Eskalation zu beenden. Der Weg der Gewalt sei offensichtlich gescheitert, bekräftigte Saab über den Kurznachrichtendienst Twitter. Mit der schwindenden Anzahl von Demonstranten steige die Gefahr isolierter krimineller Taten, fügte er an. Diese Strategie einiger Gruppen habe offensichtlich zum Ziel, ein Eingreifen ausländischer Akteure zu rechtfertigen. Tatsächlich hatte die US-Tageszeitung New York Times vor wenigen Tagen eine Intervention in Venezuela gefordert.

Saab hatte zuvor einen gut 100-seitigen Bericht zu den Protesten vorgelegt, in dem sein Büro zu Gewalttaten im Zuge der laufenden Proteste  Stellung bezieht. In den zwei Monaten der Antiregierungsproteste sind demnach 52 Menschen in direktem Zusammenhang mit den Demonstrationen ums Leben gekommen; weitere 13 Personen verloren bei Plünderungen ihr Leben. Der Bericht führt alle Fälle von Verletzungen und Todesfällen detailliert auf. Das Büro des Menschenrechtsbeauftragten habe im April und Mai 1.889 Anzeigen bearbeitet, hieß es.

Beachtlich sei, so Saab, dass 78 Prozent der 52 Todesfälle in nur fünf Teilstaaten vorgefallen sind: Barinas, Lara, Miranda, Táchira und Carabobo. Zehn Personen hätten durch Aktionen der Polizei ihr Leben verloren. In drei Fällen sei die Nationalgarde verantwortlich, in zwei Fällen die Nationalpolizei, in zwei weiteren Fällen die Polizei des Staates Carabobo, in je einem die Polizei des Staates Táchira, Bolívar und des Verwaltungsbezirks Sucre. Die Mehrheit der Toten geht demnach nicht auf das Konto von Regierung oder Sicherheitskräften. Diese These wird von der Opposition im Land und international lanciert.

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