Ecuador / Politik

Lenín Moreno spirituell und weltlich als Präsident von Ecuador vereidigt

Indigene Zeremonie soll Moreno "Kraft für das Wohl des Landes geben". Präsident unterschreibt soziales Förderprogramm. Kabinett vorgestellt

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Ecuadors Präsident Lenín Moreno bei der indigenen Zeremonie zu seiner Amtseinführung. Links an seiner Seite: Boliviens Präsident Evo Morales
Ecuadors Präsident Lenín Moreno bei der indigenen Zeremonie zu seiner Amtseinführung. Links an seiner Seite: Boliviens Präsident Evo Morales

Quito. Einen Tag nach seinem offiziellen Amtsantritt ist Lenín Moreno auch von indigener Seite als Präsident von Ecuador vereidigt worden. Zusammen mit seinem Vizepräsidenten Jorge Glas und Boliviens Staatsoberhaupt Evo Morales nahm er am Donnerstag an einer indigenen Zeremonie in der antiken Stadt Cochasquí teil.

Dabei bekam Moreno ein "heiliges Zepter" überreicht, das in der indigenen Tradition als Symbol der Amtswürden gilt. Der Stab, den Moreno von seinem Vorgäner Rafael Correa übernimmt, besteht aus seltenem Holz, 220 Gramm Silber, einem Smaragd und trägt das Gesicht eines alten Mannes als Zeichen der Weisheit eingraviert. Schamanen aus der Küsten-, Anden- und Amazonasregion Ecuadors riefen die Pachamama (Mutter Erde) an, "Moreno Kraft für das Wohl des Landes zu geben". Die Zeremonie fand zwischen den 15 überwachsenen Pyramiden von Cochasquí statt, die noch vor der Zeit der Inka als Tempel zur Verehrung der Sonne genutzt wurden.

Auch Evo Morales wünschte seinem Amtskollegen "Kraft, Entschlossenheit und Energie". Die sozialen und progressiven Prozesse in den linksregierten Ländern Lateinamerikas gelte es gegen die Einmischungsversuche der USA zu verteidigen.

Ecuador hat sich seit der "Bürgerrevolution" eine plurinationale Staatsform gegeben, die die Rechte der indigenen Völker betont. Quechua und Shuar sind als offizielle Sprachen anerkannt und elf Prozent der Parlamentsabgeordneten sind Indigene. Das indigene Konzept des „Buen Vivir“, auf Quechua "sumak kawsay" (gutes Leben), ist in der Verfassung als alternatives Entwicklungskonzept festgeschrieben.

In Cochasquí unterschrieb Moreno auch sein Programm "Toda una Vida" (Ein ganzes Leben), das die Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen, Kindern, Senioren und Menschen mit Behinderung gewährleisten soll. Kernelemente sind der soziale Wohnungsbau, Gesundheitsversorgung und bessere Arbeitsverhältnisse. Ecuador hat dank der Sozialprogramme der Regierung von Rafael Correa eine drastische Senkung der Armutsquote erreicht. Daher genießt sein Nachfolger Moreno vor allem in den wirtschaftlich benachteiligten Regionen des Landes große Unterstützung. "Wir hoffen, dass er die Ärmsten unterstützt", sagte Anwohner Clemente Tuango, der mit seiner Familie nach Cochasqui gekommen war, um den neuen Präsidenten sprechen zu hören.

In Bezug auf die Außenpolitik sagte Moreno, er wolle die Beziehungen zum US-amerikanischen Volk verbessern. Mit Blick auf die Politik von Präsident Donald Trump meinte er: "Es ist ja nicht unbekannt, dass wir mit seiner Ideologie nicht übereinstimmen, aber wir haben Respekt. Das Volk der USA hat demokratisch gewählt." Vielen Ecuadorianern, die illegal in den USA sind, droht seit dem Amtsantritt Trumps die Abschiebung. "Ecuador respektiert die Entscheidungen die andere Völker treffen", man müsse aber gleichzeitig die Menschenrechte respektieren, betonte Moreno.

Zuvor hatte der Präsident in Quito sein Kabinett vorgestellt. 15 Minister der Correa-Regierung werden auch unter dem neuen Präsidenten ein Amt bekleiden, die "Bürgerrevolution" wird so auch personell fortgesetzt. Außenministerin wird María Fernanda Espinosa, die vorher als Botschafterin bei den Vereinten Nationen in Genf gearbeitet hatte. Dort initiierte Ecuador einen weltweiten Völkerrechtsvertrag, der multinationale Konzerne erstmals auf die Einhaltung der Menschenrechte verpflichten soll. Doch auf der Regierungsbank gibt es auch neue Gesichter: Der Ökonomieprofessor Carlos de la Torre wird als Finanzminister die Aufgabe haben, die Liquiditätsprobleme des Landes nach dem Fall der Ölpreise zu bekämpfen. Er sieht sowohl die privaten als auch die öffentlichen und solidarischen Produktivkräfte als Motoren der wirtschaftlichen Dynamik.

Über sein Team sagte Moreno auf der Feierlichkeit in Quito: "Wir alle sind dem Kampf gegen die Korruption verpflichtet. Wir werden ohne Unterlass arbeiten, um weiter ein inklusives, menschliches und solidarisches Ecuador zu schaffen."

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