Erneut bekannter Journalist in Mexiko ermordet

Mexiko-Stadt. Im mexikanischen Bundestaat Sinaloa ist am 15. Mai der Journalist Javier Valdéz Cárdenas von einer bewaffneten Gruppe auf offener Straße ermordet worden. Váldez wurde aus einem Auto heraus erschossen, als er gerade seine Arbeitsstätte verließ. Die Täter konnten unerkannt fliehen.

Der studierte Soziologe und Journalist Valdéz (1967-2017), arbeitete für die Tageszeitung La Jornada und war Gründer der Wochenzeitung ríodoce. 1998 bekam er den Preis "Premio Sinaloa de Periodismo". 2011 empfing er den International Press Freedom Award (CPJ). Der Journalist recherchierte hauptsächlich über die Drogenmafia, den Drogenhandel und die Verbindungen mexikanischer Politiker mit den Drogenkartellen. Er war auch Autor mehrerer Bücher über die Drogenmafia in seinem Geburtstort Sinaloa. "In meinen  Büchern erzähle ich die Tragödie Mexikos, für die wir uns alle schämen sollten", sagte Váldez einmal in einem Interview.

Wegen seiner investigativen Arbeit wurde Valdéz immer wieder eingeschüchtert. 2009 wurde eine Handgranate in das Gebäude von ríodoce geworfen und zerstörte es teilweise. Am 25. November 2011 erlitt die Webseite einen Cyberangriff und war einige Tage lang nicht aufrufbar. Die Angriffe wurde nie untersucht.

2016 sprach Valdéz in einem Interview über Personen, die in Zeitungsredaktionen eingeschleust würden, um Informationen an Drogenkartelle weiter zu geben und über den "Narcoperiodismo", bei dem die unterschiedlichen Drogenkartelle versuchen würden, Einfluss zu nehmen auf die Veröffentlichung der Tagesmeldungen. 

Valdéz Cárdenas ist der fünfte ermordete Journalist in diesem Jahr in Mexiko. Die unabhängige Organisation Article 19 hat zwischen 2000 und 2017 insgesamt 105 Morde an Journalistinnen und Journalisten dokumentiert. 23 Medienvertreter sind bis heute verschwunden. 38 Morde fallen in die Amtszeit des aktuellen mexikanischen Präsidenten, Enrique Peña Nieto. "Dass auf Grund der Straflosigkeit tagsüber bis zu fünf Morde begangen werden konnten, ist ein Zeichen dafür, dass die Täter mit der Zustimmung des Staates handeln", prangerte die NGO an. 

Eine öffentliche Veranstaltung auf der Peña Nieto, "gründliche Ermittlungen" im Fall Valdéz versprach, sowie neue Maßnahmen ankündigte, um die Straflosigkeit bei Morden an Journalisten zu beenden, wurde bei der anschließenden Schweigeminute von empörten Journalisten unterbrochen. Sie riefen "Gerechtigkeit" und forderten ein Ende des Geredes. Die Personengruppe wurde am Ende der Veranstaltung von Mitgliedern des Sicherheitsdienstes fotografiert.

David Kaye und Edison Lanza, zwei Pressefreiheitsexperten der Vereinten Nationen und der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH), äußerten sich sehr besorgt: "Der Mord an Javier Valdéz ist ein sehr gravierender Angriff auf den Journalismus und auf die Pressefreiheit in Mexiko". Die Experten fordern von der mexikanischen Regierung eine schnelle Umsetzung der neu angekündigten Maßnahmen. Die spezielle Staatsanwaltschaft für Straftaten gegen die Pressefreiheit (FEADLE) solle schnellst möglichst konkrete Ermittlungen einleiten, so Kaye und Lanza.

Der Mord an Valdéz führte zu einer Welle nationaler und internationaler Proteste.

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