Brasilien / Politik

Brasilien: Schmiergeldaffäre bringt De-facto-Präsidenten Temer in Bedrängnis

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De-facto-Präsident von Brasilien, Michel Temer
Heißt es für ihn bald bye-bye? – De-facto-Präsident von Brasilien, Michel Temer

Brasília. Brasilien wird nach Berichten über eine mutmaßliche Verstrickung des De-facto-Präsidenten Michel Temer in Schweigegeldabsprachen von einem politischen Erdbeben erschüttert. Bislang lehnt der Konservative einen Rücktritt jedoch ab. "Ich werde nicht zurücktreten", sagte er am Donnerstag. Zuvor hatte Temer den Skandal stundenlang hinter verschlossenen Türen beraten. "Ich habe das Schweigen von niemandem erkauft", verteidigte er sich. Temer sprach sich für eine rasche Untersuchung aus. Zugleich kritisierte er, dass er "illegal abgehört" worden sei.

Der 76-jährige Politiker soll nach Angaben des Medienkonzerns "O Globo" mit Schweigegeld-Zahlungen an den inzwischen wegen Korruption inhaftierten Ex-Parlamentspräsident Eduardo Cunha einverstanden gewesen sein. Die Opposition fordert bereits Temers Rücktritt, was der Politiker bislang noch ablehnt.

Polizei und Staatsanwaltschaft reagierten auf die Berichte mit Durchsuchungen von Privat- und Geschäftsräumen in den Städten Belo Horizonte, Brasilia und Rio de Janeiro. Dabei standen Immobilien des Senators Aécio Neves im Visier, gegen den sich die im vergangenen Jahr in einem parlamentarischen Putsch gestürzte Ex-Präsidentin Dilma Rousseff in einer Stichwahl knapp durchgesetzt hatte. Der Bericht von "O Globo" bringt nun auch Neves in Bedrängnis, weil dieser selbst Schmiergeld in Höhe von umgerechnet rund 570.000 Euro verlangt haben soll.

Den Darstellungen von "O Globo" zufolge hatte Temer Anfang März dieses Jahres den Chef des Fleischherstellers JBS, Joesley Batista, getroffen. Der Unternehmer habe Temer dabei in Kenntnis gesetzt, dass er den wegen Bestechlichkeit in der Affäre um den staatlichen Ölkonzern Petrobras inhaftierten Cunha für dessen Schweigen Geld geboten habe.

Dem Bericht zufolge belegt der Mitschnitt, dass Temer Batista darin bestärkt hat.

Temers Büro wies die Vorwürfe sofort zurück. Der De-facto-Politiker habe keinen Zahlungen zugestimmt, um das Schweigen Cunhas zu erkaufen.

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