Kapitalismuskritisches Seminar im mexikanischen Chiapas

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Kommandant Moisés, Sprecher der EZLN, bei seine Abschlussrede
Kommandant Moisés, Sprecher der EZLN, bei seine Abschlussrede

San Cristóbal de Las Casas, Chiapas. Vom 12. bis zum 15. April hat in der "Universidad de La Tierra" (Cideci) im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas ein Seminar zur kritischen Reflexion über das kapitalistische System und seine Alternativen stattgefunden. Unter dem Motto "Die Mauern des Kapitals, die Risse der Linken" gab es verschiedene Beiträge von mexikanischen Soziologen, Historikern, Redakteuren sowie Kommandanten der Nationalen Zapatistischen Befreiungsarmee (EZLN) und Vertretern des Nationalen Indigenen Kongresses (CNI). In ihren Reden ging es unter anderem um das neoliberale, kapitalistische Weltwirtschaftssystem, existierende Widerstände dagegen, die Wahlen in den USA, das Thema Migration und die Aussichten auf die Präsidentschaftswahlen in Mexiko im Jahr 2018.

Bereits Ende vergangenen Jahres hatten sich EZLN, CNI und Vertreter aller 66 mexikanischen Volksgruppen darauf verständigt, bei den anstehenden Wahlen einen basisdemokratisch gewählten indigenen Regierungsrat einzusetzen, um das Land angesichts der schweren Krise zu regieren. Dieser solle von einer indigenen Sprecherin geleitet werden, die gleichzeitig 2018 als unabhängige, also parteilose Kandidatin antreten soll. Carlos González, Mitglied des CNI, gab bei dem Seminar bekannt, dass der Indigene Regierungsrat (CIG) bei einem Treffen Ende Mai gewählt und Strategien für den Wahlkampf festgelegt werden sollen.

Hunderte Teilnehmer aus der ganzen Welt nahmen über die vier Veranstaltungstage an dem Seminar teil. Cristian Chávez, Mitglied des CNI, eröffnete den ersten Tag mit einem Beitrag über Missachtung, Plünderung, Ausbeutung und Unterdrückung der indigenen Bevölkerungen weltweit. Er nannte dies die vier Räder des Kapitalismus. "Dieses System basiert auf Zerstörung und es profitieren nur einige wenige. Der Krieg, den die indigenen Gemeinden erleben, hat sich auf das ganze Land ausgeweitet, daher wird es Zeit für eine Initiative des Widerstands", meinte Chávez.

Der Historiker Carlos Aguirre Rojas lud dazu ein, aus dem zapatistischen Widerstand zu lernen, was es bedeute, "die Welt von unten und links zu betrachten". Viele Beiträge thematisierten die Migration und solidarisierten sich mit den Menschen, die durch Armut, Gewalt und Ausbeutung keine andere Möglichkeit sehen, als ihre Heimat zu verlassen.

Kommandant Moisés, Sprecher der EZLN, betonte, dass "der Zapatismus mit seinem liberalen Gedankengut weder den Rio Bravo (Grenzfluss zu den USA, Anm. der Autorin), noch den Rio Suchiate (Grenzfluss zu Guatemala) als Grenze für sein Ziel der weltweiten Freiheit" anerkenne. "Der kapitalistische Feind wird nicht zulassen, dass das Volk bestimmt", sagte Moisés bei seiner Abschlussrede und rief die Gesellschaft auf, sich zu organisieren.

Die EZLN und der CNI laden regelmäßig zu öffentlichen Seminaren ein. Erst im Sommer des vergangenen Jahres fand im Cideci das Festival "CompArte por la Humanidad" (CompArte für die Menschheit) statt. An der Festivalwoche im Juli 2016 nahmen mehr als 1.400 Künstler aus 45 Ländern teil.

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