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Internationale Hilfe für Opfer der schweren Regenfälle in Peru

Hilfsgüter und Ärzte unter anderem aus Kuba und Venezuela. Zahl der Todesopfer weiter gestiegen. Wissenschaftler sagen baldiges Ende der Niederschläge voraus

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Eine überflutete Tankstelle im Norden Perus
Eine überflutete Tankstelle im Norden Perus

Lima. Nach übereinstimmenden Berichten des peruanischen Zivilschutzes und des Zentrums für Operationen des Nationalen Notstandes ist die Zahl der Todesopfer infolge der schwersten Niederschläge seit Jahrzehnten auf 97 gestiegen, weitere 15 Personen werden noch vermisst. Aufgrund der Sturzfluten, Überschwemmungen und Schlammlawinen hat die peruanische Regierung in 750 Distrikten in 13 Regionen des Landes den Notstand erklärt, zahlreiche Gemeinden sind noch immer von der Außenwelt abgeschnitten. Unterdessen läuft die internationale Hilfe an.

Insgesamt sind circa 742.000 Personen direkt von den seit Wochen anhaltenden Regenfällen betroffen. 13.000 Häuser sind komplett zerstört, weitere 120.000 beschädigt. In der Hauptstadt Lima, die besonders betroffen ist, wurde fließendes Wasser rationiert, die Schulen bleiben vorerst geschlossen. Die Höhe der entstandenen Sachschäden ist derzeit noch nicht absehbar. 1.900 Kilometer Straße sind unpassierbar und 159 Brücken kollabiert. Mindestens 35 Schulen und elf medizinische Versorgungszentren sind zerstört wurden.

Indes haben die Mitglieder der Andengemeinschaft, zu der neben Peru Kolumbien, Ecuador und Bolivien gehören, eine "Erklärung über klimatischen Notfall in Peru" einstimmig verabschiedet. In dieser bekennen sie sich zur absoluten Solidarität und kündigen an, sämtliche Tätigkeiten des peruanischen Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski und dessen Kabinett sowie des Kongresses zu unterstützen, welche die soziale und humanitäre Krise im Land zu lösen versuchen. Des weiteren aktivierte das Andenparlament ein Komitee für Notfälle, das die Hilfe der Andenstaaten koordinieren soll. Erste Spenden und Freiwillige sind in Peru angekommen.

Auch andere lateinamerikanische Staaten leisten Unterstützung. So trafen am Wochenende bereits mehrere Flugzeuge mit insgesamt 83 Tonnen Hilfsgütern, darunter vor allem Medizin und nicht verderbliche Lebensmittel, aus Venezuela ein. Präsident Nicolas Maduro bedankte sich bei Kuczynski für die Autorisierung der Lieferungen und sprach seine Hoffnung für die Verbesserung der Beziehungen beider Länder aus.

In Kuba wartet derweil eine medizinische Brigade auf ihre Abreise. Sobald die peruanische Regierung dies genehmigt, werden die Mediziner, die auf Katastrophen und Epidemien spezialisiert sind, abfliegen. Kuba hatte Peru schon früher bei anderen Naturkatastrophen wie den verheerenden Erdbeben von 1970 und 2007 Hilfe geschickt.

Die starken Regenfälle lassen sich auf das Phänomen des sogenannten El Niño zurückführen, bei dem sich das ansonsten sehr kalte Tiefenwasser vor der peruanischen Küste erwärmt. In der Folge kommt es zu starken Regenfällen in den Anden und sonst sehr trockenen Regionen, während der Regen auf der anderen Seite des Pazifiks in Australien, Indonesien und den Philippinen ausbleibt. Üblicherweise tritt diese Klimaanomalie alle fünf bis sieben Jahre auf. Erst im vergangenen Jahr wurde einer der heftigsten El Niño seit Beginn der Aufzeichnungen registriert. Zudem ist noch nicht klar, ob sich das Wetterphänomen dieses Jahr auch über Asien ausbreitet oder auf Peru beschränkt bleibt. Angesichts dieser Ungewöhnlichkeiten werden die derzeitigen Niederschläge als El Niño costero bezeichnet. 

Unterdessen geben Wissenschaftler allmählich Entwarnung. Auch wenn die Meerestemperatur noch immer 6,5 Grad Celsius über dem Durchschnitt liegt, befinde sie sich im Fallen. Auch die Wassermenge der Flüsse geht zurück, lediglich der Amazonas sei noch als Alarmstufe rot eingestuft. Diese Entwicklungen deuten daraufhin, dass ein Ende der Naturkatastrophe in Sicht ist.

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