Washington/Havanna. Der Pressesprecher der US-Regierung, Sean Spicer, hat erklärt, dass Präsident Donald Trump derzeit die gesamten Politiken gegenüber Kuba einer Überprüfung und Neueinschätzung unterzieht. Dies war von Trump bereits im Wahlkampf angekündigt worden. Spicer sagte: "Der Präsident sieht sich einer Agenda verpflichtet, die Menschenrechte für alle Bürger auf der Welt zu sichern. Und bei unserer Evaluation dieser Frage in Kuba wird das die Kampflinie in den Diskussionen über unsere künftige Politik sein."
Wie andere Ankündigungen von Trump stoßen auch diese Äußerungen aus seinem Umfeld auf Widerspruch, besonders aus verschiedenen Wirtschaftsbranchen. Hier äußern sich vor allem Fluggesellschaften deutlich und führen ihre Geschäftsaktivitäten mit Kuba weiter.
Ein aktuelles Beispiel ist die Eröffnung eines Büros durch American Airlines in Havanna am vergangenen Mittwoch. Die größte Fluggesellschaft der Welt hatte im November 2016 den ersten Linienflug seit mehr als fünfzig Jahren aus den USA nach Kuba durchgeführt. Andere Unternehmen hatten den Flugverkehr ebenfalls aufgenommen, nachdem die Regierung von Präsident Barack Obama entsprechende Verträge erlaubte. Sein Nachfolger jedoch hatte bereits vor der Amtseinführung getwittert, er werde die Entspannungspolitik gegenüber Kuba wohl beenden. Der für Kuba zuständige American Airlines-Manager, Galo Beltran, sagte dazu: "Wir können nicht spekulieren, was Trumps nächster Schritt sein wird, aber ich kann Ihnen versichern, dass wir unsere Maschine weiter vorwärts bewegen. Sie sind Zeuge dieser Investitionen und davon, wie wichtig Kuba für American Airlines als Unternehmen ist, das Geschäfte macht."
John Kavulich, Präsident des U.S.-Cuba Trade and Economic Council, schätzt ein, dass die Fluggesellschaften ihr Engagement in Kuba nicht reduzieren werden, "aber sie werden ihre Strategie ändern, und zwar vom Fokus auf noch mehr Verträge nun darauf, das zu sichern was sie haben." Denn jegliche Rücknahme von Regulierungen würde zu weniger Fluggästen, weniger Hotelgästen und Reisenden führen, mit der Folge geringerer Einnahmen. Daher, so meint er, werden sie ihre Lobby-Aktivitäten noch verstärken, um die bisherige Annäherungspolitik an Kuba beizubehalten. "Im vergangenen Jahr waren sie begeistert über das Potenzial, mehr zu einzunehmen", meinte Kavulich. "In diesem Jahr sind sie hysterisch das zu verlieren, was sie haben."