Venezuela / Politik

Venezuela ehrt posthum Guerillaführer aus den 1960er-Jahren

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Ehrung des früheren Guerilla-Kommandanten Fabricio Ojeda in Venezuela
Ehrung des früheren Guerilla-Kommandanten Fabricio Ojeda am 23. Januar, dem Jahrestag des Sturzes der Militärdiktatur von Marcos Pérez Jiménez in Venezuela

Caracas. Mit einem Gedenkmarsch in Venezuela sind die Überreste von Fabricio Ojeda, der von 1963 bis 1966 als Kommandant Roberto in der venezolanischen Guerillaorganisation Bewaffnete Kräfte der nationalen Befreiung (FALN) aktiv war, in die zentrale Gedenkstätte des südamerikanischen Landes überführt worden.

Unter großer Beteiligung der Bevölkerung und im Beisein von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro sowie weiteren Mitgliedern der regierenden sozialistischen Partei, PSUV, wurde zugleich – wie jedes Jahr – der 23. Januar begangen. Dies ist der Jahrestag des Aufstandes von 1958, der die Militärdiktatur von Marcos Pérez Jiménez beendete.

Die Überführung in das Pantheon betont die Bedeutung Ojedas als Befreiungskämpfer für die Unabhängigkeit des Landes. Die wichtigste Gedenkstätte Venezuelas ist dem lateinamerikanischen Befreiungshelden Simón Bolívar gewidmet und fungiert auch als Mausoleum.

Fabricio Ojeda, Journalist und kurze Zeit Abgeordneter, führte in den 1950er-Jahren die "Patriotische Junta" an, ein Bündnis ziviler und militärischer Oppositioneller gegen die Herrschaft des damaligen Präsidenten Marcos Pérez Jiménez. Nachdem 1958 der Sturz des Diktators gelang, verdrängten die drei bürgerlichen Parteien des Bündnisses mit dem "Pakt von Punto Fijo" die anderen politischen Kräfte und teilten sich in der Vierten Republik für die nächsten 40 Jahre die Macht.

Gegen die Ausgrenzung nicht-bürgerlicher Kräfte aus dem politischen Leben, darunter auch der Kommunistischen Partei Venezuelas, deren auch im Untergrund arbeitenden Medien maßgeblich den Sturz der Jiménez-Diktatur ermöglicht hatten, bildeten sich in Venezuela Guerillagruppen. Ojeda schloss sich 1962 den FALN an. Im Juni 1966 starb er wenige Tage nach seiner Festnahme mit 37 Jahren in einem Gefängnis des Geheimdienstes in Caracas.

Ebenfalls für den 23. Januar hatte das Oppositionsbündnis Tisch der Demokratischen Einheit (MUD) zu landesweiten Protesten gegen die Regierung Maduro aufgerufen. Die Beteiligung blieb jedoch nach Angaben von Beobachtern gering. Anhänger der Opposition machen die MUD-Führung dafür verantwortlich: Ihre Erfolglosigkeit und Uneinigkeit über das weitere Vorgehen sowie der Dialog mit der Regierung Maduro hätten die Menschen demotiviert.

In Caracas übergaben die Demonstranten einen Brief an die Wahlbehörde mit der Forderung nach sofortigen Neuwahlen. Dies vor dem Hintergrund, dass die oppositionell dominierte Nationalversammlung unlängst beschlossen hat, Maduro nicht mehr als Präsident anzuerkennen, weil dieser "sein Amt aufgegeben" habe. Laut Oberstem Gericht ist jedoch auch diese Abstimmung im Parlament unter dem neu eingesetzten Vorsitzenden Julio Borges ungültig, da er mit den Stimmen von drei gerichtlich suspendierten Parlamentariern gewählt worden war. Zudem kennt Venezuelas Verfassung kein parlamentarisches Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten.

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