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Positive Bilanz der Kuba-Tour von Esther Bejarano und Microphone Mafia

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Esther Bejarano und die Rap-Band Microphone Mafia in Santa Clara
Esther Bejarano und die Rap-Band Microphone Mafia in Santa Clara

Havanna. Unter großer Anteilname der kubanischen und internationalen Öffentlichkeit haben Esther Bejarano und die Rap-Band Microphone Mafia (Mic Mafia) aus Köln ihre gemeinsame Kuba-Tournee beendet. Die Abschlussvorstellung in Havanna wurde zu einer Hommage, auch wenn die Sängerin wegen Erkrankung nicht anwesend sein konnte. Kurzfristig hatte die Mic Mafia Musiker aus der kubanischen Rap-Agentur auf die Bühne eingeladen, darunter Cuentas Claras, Los Niches, Charly Maclarima, Jimmy con Clase, DJ Reymel, La Vastida MC, Papa Flow MC und die Gruppe Ron con Cola. Zudem erwiesen die Rapper von Brebajeman der ehemaligen Akkordeonspielerin des Mädchenorchesters von Auschwitz ihren Tribut.

Mit diesem vierten Konzert in sechs Tagen fand eine Tournee ihren Abschluss, deren Auftakt am 7. Januar im Palacio de la Rumba im Zentrum Havannas in Anwesenheit des deutschen Botschafters stattgefunden hatte. Beim Konzert in Camagüey, zu dem die Künstlerorganisation Hermanos Saíz eingeladen hatte, waren hochrangige Vertreter der Kulturpolitik anwesend, am Ende tanzte der ganze Saal zu kölschen und jiddischen Liedern. Junge kubanische Künstler überreichten der 92jährigen im Anschluss ein exklusiv angefertigtes Portrait.

Im Kulturzentrum Mejunje in Santa Clara zogen Bejaranos Lieder ein vor allem junges Publikum an. Nach diesem Auftritt zog sie sich eine Erkrankung der Atemwege zu, die ihr die Teilnahme am letzten Konzert unmöglich machte.

Neben den Konzerten absolvierte die Gruppe ein intensives kulturelles und politisches Beiprogramm. Die jüdische Gemeinde in Kuba empfing die Auschwitz-Überlebende mit großen Ehren. Deren Vizepräsident David Prinstein erklärte bei einem gemeinsamen Besuch des Mahnmals für die Shoa auf dem jüdischen Friedhof in Guanabacoa, dass für die jüdische Gemeinde in Kuba der Holocaust eine Erinnerung an die verschiedensten Gruppen von Verfolgten verlange, nicht nur an die Juden selbst. Auch das traditionelle Gebet "Frieden für Israel" müsse als der Wunsch nach Frieden für die ganze Welt verstanden werden. Prinstein betonte, dass die jüdische Gemeinde in Kuba sich angesichts unbegrenzter Möglichkeiten der Religionsausübung auf der einen und der gesellschaftlichen Abwesenheit von Judenhass auf der anderen Seite als privilegiert betrachte. Kuba sei wahrscheinlich das einzige Land auf der Welt, so Prinstein, in dem die Synagogen keines bewaffneten Schutzes bedürften.

Esther Bejarano hatte ihrerseits bereits zuvor auf einer Pressekonferenz deutlich gemacht, dass ihr Wunsch, nach Kuba zu reisen, aus dem Interesse rühre, die Ergebnisse des Versuchs der Überwindung von Antisemitismus und Rassismus in einem Land zu erleben, dessen Regierung sich in der Vergangenheit mehrfach ausdrücklich für das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat eingesetzt hatte.

Die Tournee fand ihren Widerhall in einer ausführlichen Berichterstattung. Fast täglich wurden Kurzbeiträge in den kubanischen Medien veröffentlicht, mehrfach berichteten die TV-Nachrichten Noticiero Nacional. Die Tageszeitung Granma nannte Esther Bejarano in einem ganzseitigen Portrait eine „Legende des antifaschistischen Liedes“. Auch international wurde die Tournee wahrgenommen: britische und spanische Agenturen und selbst der in Miami angesiedelte Nuevo Herald, expliziter Gegner des sozialistischen Kuba, berichteten.

Insgesamt zogen die Veranstalter eine positive Bilanz. Besonders die kubanische Seite zeigte sich glücklich, mit Esther Bejarano eine Künstlerin willkommen heißen zu dürfen, die zugleich eine eindrucksvolle Vertreterin des Antifaschismus und des Internationalismus ist. "Wir haben jeden Moment der Anwesenheit von Esther genossen", sagte der Sänger der Gruppe "1ra base" und Vorsitzende der kubanischen Rap-Agentur, Ruben Marin, bei der Verabschiedung der Musiker in Havanna. "Für die kubanische Rap-Kultur, die sich viel vorgenommen hat, hätte das Jahr 2017 nicht besser beginnen können."

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