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Kuba geht nach Tod von Fidel Castro gegen Personenkult vor

Parlament verbietet Benennung öffentlicher Orte nach dem verstorbenen Revolutionsführer. Beschluss folgt Entscheidung unmittelbar nach der Revolution

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Der Stern auf Fidel Castros Schirmmütze, im Hintergrund der Stern der kubanischen Nationalfahne
Der Stern auf Fidel Castros Schirmmütze, im Hintergrund der Stern der kubanischen Nationalfahne

Havanna. Die Abgeordneten des kubanischen Parlaments haben einstimmig ein Gesetz verabschiedet, das den Gebrauch des Namens des verstorbenen Revolutionsführers Fidel Castro verbietet. Der Beschluss folgt dem erklärten Willen des "Comandante en Jefe", wie der amtierende Staats- und Regierungschef Raúl Castro bereits bei einer öffentlichen Trauerfeier am 3. Dezember bekanntgegeben hatte. Es sei Fidel Castros Wunsch gewesen, "dass sein Name nach seinem Tod nicht zur Benennung von Institutionen, Plätzen, Parks, Alleen, Straßen oder anderen öffentlichen Plätzen benutzt wird". Zudem hatte Castro gewünscht, dass keine Büsten oder Statuen von ihm errichtet werden, erklärte Homero Acosta, der Sekretär des Staatsrates. Auch Titel, Orden oder andere Ehrenabzeichen mit dem Namen Fidel Castros werden dem Gesetz zufolge untersagt, ebenso wie der kommerzielle Nutzen seines Bildes.

Erlaubt ist hingegen die Benennung von Institutionen, die Leben und Wirken des ehemaligen Präsidenten erforschen. Von dem Verbot ausgenommen ist auch die Verwendung des Namens oder Bildes für Kunst, Literatur und andere kulturelle Werke. Auch wird es weiter erlaubt sein, das Bild Fidel Castros bei politischen Kundgebungen zu zeigen. Auch in Schulen, Universitäten und Kasernen kann das Bild des Revolutionsführers angebracht werden.

Der amtierende Präsident Kubas, Raúl Castro, zeigte sich in seiner Rede vor dem Parlament überzeugt, dass mit dem Gesetz den Willen Fidel Castros umgesetzt habe. Es folge dem "unvergänglichen Vorbild" und dem "unerschütterlichen Optimismus" des Revolutionsführers. Das beste Monument zu Ehren Fidel Castros sei deswegen die Weiterführung und Umsetzung seiner Vorstellung der Revolution, sagte Raúl Castro, um an eine Rede seines Bruders aus dem Jahr 2000 zu erinnern, in der dieser die Grundprinzipien der Kubanischen Revolution dargelegt hatte. Der amtierende Staatschef erinnerte auch an eine der ersten großen Ansprachen Fidel Castros nach der Revolution am 8. Januar 1959 in Havanna. Damals prognostizierte Castro: "Nie wieder in unserem Leben werden für uns so viele Menschen zusammenkommen, außer zu unserer Beerdigung, wenn sie uns in Särgen tragen, denn wir werden das Volk niemals betrügen."

Castro war am 25. November im Alter von 90 Jahren gestorben. Bis zu seinem gesundheitsbedingten Rückzug aus der aktiven Politik im Jahr 2006 hatte er das Land 47 Jahre lang regiert. In Havanna nahmen bei der ersten Trauerfeier mehrere Millionen Menschen teil, in Santiago de Cuba, wo Castro beerdigt ist, mehrere hunderttausend. In Miami, einer Hochburg des kubanischen Exils, feierten Gegner der sozialistischen Regierung hingegen seinen Tod.

Dass die Entscheidung, öffentliche Orte nicht nach Fidel Castro zu benennen, in Kuba durchaus umstritten war, belegt der Begründungstext zum Gesetz. In Kuba seien "viele Plätze, Straßen und Orte in Anerkennung ihres Lebenswerkes nach großen Männern des Vaterlandes benannt". Daher sei das Bestreben nachvollziehbar, diese Ehrung auch Fidel Castro zukommen zu lassen.

Dennoch sei der erklärte Wille Castros wichtig, führte Acosta vor dem Abgeordneten der Nationalversammlung aus. Castro habe zeitlebens den Personenkult abgelehnt und sei damit der Lehre des Nationalhelden José Martí gefolgt. Von Martí stammt der Ausspruch, dass "aller Ruhm der Welt auf ein Maiskorn passt".

Schon unmittelbar nach dem Sturz der US-gestützen Diktatur von Fulegcio Batista 1959 war die junge revolutionäre Regierung gegen jede Art von Personenkult vorgegangen. Im Gesetz Nr. 174 vom 20. März 1959 bestimmte sie, dass keine Monumente, Statuen oder Büsten für noch lebende Politiker errichtet werden dürfen.

"Fidel wird weiterhin eine Ikone in den Kämpfen unseres Volkes für unsere Einheit, Unabhängigkeit, Souveränität und unseren Sozialismus sein", sagte der Sekretär des Staatsrates. Er werde weiterhin "ein Vorbild für all jene sein, die sich, wo auch immer, für eine bessere Welt einsetzen".

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