Venezuela / Militär

Soldaten in Venezuela wegen Mordes verhaftet

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Der Einsatz wurde von einer Spezialeinheit des Militärs durchgeführt
Der Einsatz wurde von einer Spezialeinheit des Militärs durchgeführt

Caracas. Die Generalstaatsanwaltschaft von Venezuela erhebt Anklage gegen elf Angehörige der Streitkräfte, die im Rahmen eines Einsatzes gegen organisierte Kriminelle und Paramilitärs im Bundesstaat Miranda zwölf junge Männer festgenommen, ermordet und anschließend verscharrt haben sollen. Acht Soldaten wurden verhaftet.

Bei dem Einsatz im ländlichen Verwaltungsbezirk Acevedo am 15. Oktober hatte eine Sondereinheit der Bolivarischen Streitkräfte (FANB) 20 junge Männer aus dem Ort La Peica mitgenommen. Haftbefehle lagen nicht vor. Die Soldaten hätten den Anwohnern mitgeteilt, dass "die Verdächtigen" zu einem Militärstützpunkt in der Nähe gebracht würden. Als Angehörige einen Tage später dort vorsprachen, hieß es, sie seien in eine andere Kaserne verlegt worden ‒ aber auch dort waren sie nicht. Am 18. Oktober kamen acht der Festgenommen mit Spuren von Misshandlungen zurück, von den zwölf Übrigen fehlte weiter jede Spur.

Mit Hilfe einer Menschenrechtsorganisation wandten die Familienangehörigen sich dann an die Militärführung der Region, woraufhin diese versicherte, die Männer seien alle freigelassen worden. Zum Beleg zeigte der Kommandant der Einsatztruppe, José Angel Rojas, offenbar gefälschte Dokumente vor.

Schließlich erstatteten die Familien Vermisstenanzeige, die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein. Polizei und Militär begannen eine Suchaktion. Am 25. und 26. November wurden in der Bergregion Barlovento zwei Geheimgräber mit vierzehn Leichen entdeckt, von denen zwölf als die der verschwunden Männer identifiziert werden konnten.

Präsident Nicolás Maduro ordnete unverzüglich die Degradierung und Entlassung der beteiligten Soldaten und ihrer Kommandanten an und sicherte den Angehörigen die umfassende Aufklärung des Verbrechens und die Bestrafung der Verantwortlichen zu. Die Staatsanwaltschaft ließ am vergangenen Freitag acht Soldaten verhaften, darunter ein Oberstleutnant, und ermittelt gegen drei weitere.

In einer Stellungnahme drückte der Oberkommandierende der FANB, Verteidigungsminister Vladimir Padrino López, "die tiefe Betroffenheit der Streitkräfte" aus. "Isolierte Taten wie diese" verstießen nicht nur gegen das Recht, sie repräsentieren auch in keinster Weise die Professionalität und die humanistische Berufung, die die Soldatinnen und Soldaten Venezuelas charakterisierten.

Der Einsatz am 15. Oktober fand im Rahmen der "Operation Schutz und Befreiung des Volkes" (OLP) statt, die im Juli 2015 von der Regierung zur Bekämpfung von organisierter Bandenkriminalität und gegen die allgemein hohen Raten bei Gewaltkriminalität gestartet wurde. Menschenrechtsorganisationen und Betroffene kritisieren seitdem immer wieder das Vorgehen der dabei eingesetzten Sicherheitskräfte und erheben Vorwürfe über extralegale Tötungen, willkürliche Inhaftierungen und die Misshandlung von Festgenommenen.

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