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Streik im öffentlichen Dienst in Chile trotz Kritik von Gewerkschaften beendet

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Brennende Barrikaden im Zentrum von Santiago de Chile
Brennende Barrikaden im Zentrum von Santiago de Chile

Santiago de Chile. Am Donnerstag ist in Chile ein dreiwöchiger Streik der Beschäftigten im öffentlichen Dienst beendet worden – trotz erheblichen Unmuts der Gewerkschaftsmitglieder über die erzielte Einigung. Tags zuvor hatte das Parlament für eine Anpassung der Gehälter um 3,2 Prozent gestimmt.

Die Erhöhung wurde von den Gewerkschaftsführern einstimmig als unzureichend eingestuft. Entsprechend bezeichnete der Präsident der Gewerkschaft der Finanzangestellten (Anef), Raúl Puente, das Verhalten der Parlamentarier als inkonsequent. Vor ein paar Tagen hätten die Abgeordneten mit 97 zu null Stimmen gegen den Vorschlag einer Gehaltsanpassung von 3,2 Prozent gestimmt und "gestern haben sie ohne jedwede Änderung der vorgeschlagenen 3,2 Prozent komplett gegenteilig gehandelt". Ursprünglich hatten die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes eine Gehaltserhöhung von 7,5 Prozent gefordert. Diese Quote senkten sie im Laufe des dreiwöchigen Arbeitskampfes auf vier Prozent.

Dies könnte laut Puente für die aktuelle Präsidentin Michelle Bachelet weitreichende Folgen haben: Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst gehörten weitgehend der Mittelschicht an, sie stimmen mehrheitlich sowohl für Konservative als auch für Mitte-links-Parteien. Sie fühlten sich nun von der sozialdemokratischen Regierung übergangen, die ihre Vorschläge nicht beachtet und keine direkten Verhandlungen aufgenommen habe.

Der Führer der Gewerkschaft der Beschäftigten im Gesundheitswesen (Confusam), Esteban Maturana, kritisierte zudem das Vorgehen des Innenministers Mahmud Aleuy. Dieser hatte einen Dialog der Regierung mit den Gewerkschaften zugesagt, dieses Versprechen tatsächlich aber nie eingelöst. Stattdessen hätte er mit den Oppositionsparteien des rechten Spektrums verhandelt, die vor allem die Interessen von Unternehmern sowie des politischen und ökonomischen Establishments vertreten. Maturana stellte der Regierung weitere Proteste in Aussicht, die neuen Verhandlungen im Jahr 2017 vorausgehen werden. "Wir haben dieses Jahr gelernt, wie wir agieren müssen."

Als erste Reaktion und Ausdruck ihrer Unzufriedenheit mit der erzielten Gehaltsanpassung protestierten am Donnerstagmittag erneut zahlreiche Menschen im Zentrum von Santiago. Mitarbeiter eines öffentlichen Krankenhauses legten zeitweise den Verkehr lahm, indem Sie brennende Barrikaden errichteten.

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