Spanische Konzerne mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen in Mittelamerika

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Die indigene Lenca-Gemeinschaft leistet Widerstand gegen das Wasserkraftprojekt "Agua Zarca" in Honduras
Die indigene Lenca-Gemeinschaft leistet Widerstand gegen das Wasserkraftprojekt "Agua Zarca" in Honduras

Mexiko-Stadt. Laut einem Bericht der Beobachtungsstelle für multinationale Konzerne in Lateinamerika (Omal) haben die Aktivitäten spanischer Unternehmen erhebliche negative Auswirkungen auf die Menschenrechtslage in Mittelamerika.

Spanische Konzerne aus dem Telekommunikations-, Tourismus- und Energiesektor können demnach ihre Projekte ungeachtet ihrer Wirkungen auf die Bevölkerung und die Gemeinden leicht umsetzten, weil regulative Mechanismen der Staaten nicht wirken und sich Regionen im Zustand eines "nicht erklärten Krieges" (guerra no declarada) befänden.

Marusia López Cruz, Koordinatorin von "Asociadas por lo Justo" (Jass), erklärt, dass spanische Konzerne bevorzugt in Mexiko, Honduras und Guatemala investieren ‒ Länder, die "wenig demokratisch" seien ‒, da die jeweiligen Regierungen ihre Interessen mitverfolgen. Darunter leide die Bevölkerung, besonders die Frauen.

Ein Beispiel dafür ist die Banco Centroamericano de Intergración Económica (Zentralamerikanische Bank für Wirtschaftsintegration), in deren Leitung Spanien eine sehr starke Stimme hat. Mit 24 Millionen US-Dollar war sie eine der Hauptinvestoren in das Wasserkraftprojekt "Agua Zarca" in Honduras, das von der honduranischen Regierung ebenso genehmigt wurde wie die Nutzung des Flusses Gualcarque, der sich im Gebiet der indigenen Lenca-Gemeinschaft befindet. Dies führte zu einem langjährigen, bis heute anhaltenden Konflikt zwischen den Investoren und der Gemeinschaft, die sich gegen das Projekt stellt. Der Konflikt spitzte sich weiter zu, als die Lenca-Führerin und Gegnerin des Projekts, Berta Cáceres, am 3. März dieses Jahres in ihrem Haus ermordet wurde.

In Honduras wurden zwischen 2010 und 2015 109 Umweltaktivisten ermordet.

In Mexiko tätigen derzeit die spanischen Konzerne Enel und Iberdrola große Investitionen in Windenergieprojekte. Die Windräder werden in der Region Istmo von Tehuantepec, im Bundesstaat Oaxaca ohne die Zustimmung der indigenen Bevölkerung gebaut. Die dagegen protestierenden Gemeinden werden kriminalisiert und gegen ihre Führerin, Bettina Cruz, wurde kürzlich Haftbefehl erlassen.

Diese Zusammenhänge wurden auch bei dem internationalen Seminar über den Schutz der Menschenrechtsverteidigerinnen am 17. und 18. Oktober dieses Jahres in Spanien thematisiert. Die teilnehmenden Nichtregierungsorganisationen aus Mittelamerika trafen sich unter anderem auch mit spanischen Parlamentariern und Vertretern des Außenministeriums, um ihnen deutlich zu machen, dass die Investitionen spanischer Konzernen eine Zunahme der Menschenrechtsverletzungen in der Region auslösen.

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