Unternehmen in Kolumbien sollen von Krieg profitiert haben

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Chiquita Brands
Unter den 57 Unternehmen, die unter Verdacht stehen, wirtschaftlich vom Bürgerkrieg in Kolumbien profitiert zu haben, befindet sich auch der Konzern Chiquita Brands

Bogotá. Untersuchungen des Obersten Gerichtshofes in Bogotá zufolge stehen 57 multinationale und regionale Unternehmen unter Verdacht, den mehr als 50 Jahre andauernden bewaffneten Konflikt in Kolumbien mitfinanziert oder wirtschaftlich von ihm profitiert zu haben. Die Unternehmen, die unter anderem aus den Bereichen der Bergbau-, Viehzucht-, Erdöl-, Bananen- und Palmölindustrie kommen, wurden im Rahmen von Gerichtsverhandlungen gegen Paramilitärs mit Massakern, Folter, gewaltsamem Verschwindenlassen und Vertreibungen in Zusammenhang gebracht.

In welchem Maße die Firmen an den Verbrechen beteiligt sind, soll nach Angaben des Obersten Gerichtshofes im Rahmen der Übergangsjustiz, die Teil des Friedensabkommens zwischen der Rebellengruppe Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc) und der kolumbianischen Regierung ist, verhandelt werden. Das Strafmaß würde entsprechend festgelegt. Zu den betroffenen Unternehmen gehören der Bananenexporteur Chiquita Brands, die Getränkehersteller Postobón und Coca-Cola sowie der Erdölkonzern Ecopatrol und das Bergbauunternehmen Drummond. Den Unternehmen werden Schutzgeldzahlungen an die Farc und die Zusammenarbeit mit paramilitärischen Gruppen sowie daraus resultierende wirtschaftliche Vorteile vorgeworfen.

Im August hatten sich Regierung und Farc nach mehr als vier Verhandlungsjahren auf ein endgültiges Abkommen "zur Beendigung des Konfliktes und dem Aufbau eines stabilen und dauerhaften Friedens" geeinigt. Das Abkommen wurde am 2. Oktober in einem Volksentscheid bei einer Wahlenthaltung von rund 63 Prozent knapp abgelehnt und konnte bisher nicht in Kraft treten. Inwieweit das Abkommen umgesetzt wird, ist derzeit unklar. Davon hängt ab, ob es eine Übergangsjustiz zur rechtlichen Aufarbeitung der während des Bürgerkriegs begangenen Verbrechen geben wird oder nicht ‒ und ob die 57 Unternehmen sich letztendlich für ihre kriminellen Machenschaften entsprechend werden verantworten müssen.

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