Peru / Militär

Militärs wegen Massakers 1985 in Peru verurteilt

Sondergericht verhängt hohe Haftstrafen gegen Kommandanten und Soldaten wegen Verbrechen gegen die Menschheit. Angehörige zeigen sich "ein wenig erleichtert"

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Überlebende des Massakers und Opferangehörige fordern seit 31 Jahren Gerechtigkeit
Überlebende des Massakers und Opferangehörige fordern seit 31 Jahren Gerechtigkeit

Lima. Nach einem elf Jahre dauernden Verfahren hat das Nationale Strafgericht Perus Militärkommandanten und Soldaten für das Blutbad in Accomarca im Jahr 1985 schuldig gesprochen. Damit wird das Massaker, bei dem 69 Menschen ermordet wurden, nach 31 Jahren als schwerwiegende Menschenrechtsverletzung und als Verbrechen gegen die Menschheit anerkannt.

Das Gericht verurteilte am vergangenen Donnerstag drei Militärkommandanten und zwei Soldaten zu 23 bis 25 Jahren Gefängnis sowie fünf weitere Soldaten zu jeweils zehn Jahren. Vierzehn Beschuldigte wurden freigesprochen. Zur Urteilsverkündung fanden sich nur zwei Angeklagte ein. Die nicht anwesenden Verurteilten, unter ihnen Ex-General Wilfredo Mori, werden nun per Haftbefehl gesucht.

Es ist ein historisches Urteil, das zum ersten Mal die gesamte Befehlskette bis hin zu hohen Befehlshabern der Armee für Verbrechen gegen die Menschheit während des bewaffneten Konflikts von 1980 bis 2000 zwischen dem peruanischem Staat und der Guerillaorganisation "Leuchtender Pfad" verantwortlich macht.

Am 14. August 1985 kam ein Militärttrupp in das Dorf Accomarca in der Region Ayacucho, wo er eine Basis der Guerilla vermutete und rief die Bewohner zu einer "Versammlung" zusammen. Über mehrere Stunden folterten die Soldaten die Bauern, vergewaltigten die Frauen, drängten sie schließlich alle in ein Haus und schossen auf sie. Danach warfen die Militärs mehrere Granaten in das Haus und verbrannten die Überreste der Menschen. 30 Kinder, 27 Frauen und zwölf Männer wurden dabei getötet.

Nachdem die damalige Regierung unter Alan García zwei Tage später von dem Massaker erfuhr und eine Untersuchungskommission bildete, suchte das Militär überlebende Zeugen und tötete mindestens fünf weitere Personen. Erst einen Monat später tauchte eine Delegation der Kommission in Accomarca auf und erstellte einen Bericht. Die Armee verklagte Leutnant Telmo Hurtado vor einem Militärgericht: Das Massaker sei einzig und allein von Hurtado in einem "Tötungswahn" befohlen und ausgeführt worden. 1993 wurde er wegen Amtsmissbrauchs zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt und kam 1995 durch das von Präsident Alberto Fujimori erlassene Amnestiegesetz wieder frei. Er erhielt mehrere Auszeichnungen und stieg zum Major auf.

Nachdem das Amnestiegesetz im Jahr 2001 aufgehoben wurde, klagten die Angehörigen der Getöteten von Accomarca. Hurtado setzte sich in die USA ab. Zwei Überlebende zeigten ihn daraufhin bei einem Gericht in Miami wegen seiner Beteiligung an dem Massaker an. Der Ex-Militär wurde 2006 verhaftet und 2011 nach Peru ausgeliefert. Während der folgenden Anhörungen, die sich über fünf Jahre hinzogen, bekannte er sich schuldig und erklärte detailliert, wie das Blutbad geplant und vom Oberbefehlshaber der Region befohlen wurde.

Das speziell geschaffene Nationale Strafgericht für Verbrechen, die während des Konfliktes verübt wurden, zeigte sich unzulänglich und unsensibel gegenüber den Opfern der Gräueltaten. Anhörungen wurden wiederholt verschoben oder zogen sich sehr lange hin. Einsprüche der Anwälte der Verteidigung verzögerten den Prozess. Eine weitere Form der Geringschätzung des Gerichts zeigte sich darin, dass der vorsitzende Richter Ricardo Brousset während der Verhandlungen immer wieder einschlief. Auch die Urteilsverkündung fand acht Stunden später als geplant statt und zog sich bis tief in die Nacht hinein.

"Nun sind wir, die Familienangehörigen, ein wenig erleichtert", äußerte sich die Zeugin Cirila Pulido, die bei dem Massaker ihre Mutter und drei Geschwister verlor, nach dem Urteilsspruch. Sorge bereite ihnen jedoch, dass bis auf zwei alle Verurteilten flüchtig sind und 14 Beschuldigte freigesprochen wurden.

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