Kolumbien / Politik

Waffenstillstand zwischen Farc und Regierung in Kolumbien in Kraft

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Der Farc-Oberkommandierende Timoleón Jiménez am Sonntag im Hotel Nacional in Havanna
Der Farc-Oberkommandierende Timoleón Jiménez am Sonntag im Hotel Nacional in Havanna

Havanna/Bogotá. Seit Montag um 0:00 Uhr ist der "definitive, bilaterale Waffenstillstand" zwischen den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc) und der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos gültig.

Der Oberkommandierende der Guerilla, Timoleón Jimenez, ordnete in einer öffentlichen Ansprache in Kubas Hauptstadt Havanna die Waffenruhe an: "In meiner Eigenschaft als Kommandant des Zentralen Generalstabs der Farc-EP weise ich alle unsere Kommandos, alle unsere Einheiten, jede und jeden unserer Kämpferinnen und Kämpfer an, das Feuer und die Feindseligkeiten gegen den kolumbianische Staat ab 24 Uhr der heutigen Nacht endgültig einzustellen". Die Organisation habe sich verpflichtet, den bewaffneten Aufstand zu beenden, sich in eine legale politische Bewegung zu verwandeln, ihre Mitglieder in das das zivile Leben zu integrieren und "alles zu tun, was in unserer Macht steht, damit die Opfer des schmerzhaften Konflikts, der zu einem Ende kommt, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung erlangen. Und wir werden diese Verpflichungen strikt erfüllen", so Jimenez.

Präsident Santos hatte den Streitkräften bereits am vergangenen Freitag den Befehl zum Waffenstillstand ab dem 29. August erteilt. Nun beginne "eine neue Geschichte für Kolumbien, wir bringen die Waffen zum Schweigen. Der Krieg mit den Farc ist beendet!" twitterte er am Montag.

Vorausgegangen war die Unterzeichnung eines Friedensabkommens durch die Delegationsleiter beider Parteien am vergangenen Mittwoch. Die Vereinbarung liegt derzeit dem Parlament zur Durchsicht vor. Seitens der Farc soll die Vereinbarung auf der 10. Nationalen Konferenz der Guerillagruppe, die vom 13. bis 19. September stattfindet, verabschiedet werden. Teilnehmen werden nach Angaben der Farc rund 200 Delegierte, unter ihnen 29 Mitglieder des Zentralen Generalstabes sowie die gewählten Vertreter der verschiedenen landesweiten Strukturen. Zudem werden 50 nationale und internationale Gäste erwartet. Journalisten können sich akkreditieren lassen.

Wie Verteidigungsminister Luis Carlos Villegas informierte, soll die offizielle Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen dem 20. und 26. September stattfinden. Am 2. Oktober wird in einem Plebiszit darüber entschieden werden.

Mit der Einigung auf ein Friedensabkommen und dem bilateralen Waffenstillstand ist das Ende der seit 52 Jahren andauernden bewaffneten Konfrontation zwischen der Farc-Guerilla und dem kolumbianischen Staat eingeleitet worden.

Nach offiziellen Angaben sind 6,8 Millionen Menschen Opfer des internen Konflikts in Kolumbien geworden, an dem neben Farc und Regierungen auch paramilitärische Gruppen und weitere Guerilla-Organisationen beteiligt sind. 86 Prozent der Betroffenen wurden aus ihren Gemeinden vertrieben, 14 Prozent wurden Opfer von Morden, Entführungen, gewaltsamem Verschwindenlassen, Folter und Vergewaltigung. Mindestens 220.000 Menschen wurden getötet.

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