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Kolumbiens Armee kündigt tiefe Umstrukturierung bis 2030 an

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Das Heer soll zu einer "Kriegs- und Dienstleistungsmaschine" werden.
Das Heer soll zu einer "Kriegs- und Dienstleistungsmaschine" werden.

Bogotá. Die kolumbianische Armee hat bei einem Militärsymposium tiefgreifende Veränderungen für die Zeit nach der Entwaffnung der Farc-Guerilla angekündigt. Die Anpassungen gehören zu dem in drei Phasen geteilten Umstrukturierungsprozess des kolumbianischen Heeres, der bis zum Jahr 2030 abgeschlossen sein soll.

Geändert wurde auch die Heeresstruktur mit vier neuen Abteilungen sowie der Generalstab des Heeres mit drei neuen Leitungseinheiten. Diese und künftig geplante Anpassungen sollen die aktuelle Armee in ein modernes "Multi-Missions-Heer" verwandeln und sind mit Hilfe der USA und der Nato entwickelt worden.

Mit der Umstrukturierung soll das Heer internationale Standards erfüllen, die eine Kooperation mit den Armeen anderer Ländern und der Nato erleichtern. So sollen beispielsweise in den nächsten Jahren 5.000 kolumbianische Militärangehörige zu Auslandsmissionen geschickt werden. Zum anderen wolle sich das Militär auf künftige interne Bedrohungen vorbereiten. Darunter zählt der Generalstabchef des Heeres Alberto Mejía "die ELN-Guerilla, kriminelle Banden, Drogenhändler und illegale Bergbauorganisationen". Das Heer soll zu einer "Kriegs- und Dienstleistungsmaschine" werden, betont der General.

Zentrales Prinzip ist laut der neuen Doktrin die sogenannte "umfassende Aktion", die auf zivil-militärischen Aktivitäten basiert, die bislang "der staatlichen Hoheitsgewalt nicht unterstellt waren". Kern dieser Anstrengungen sei "der Schutz des natürlichen, wirtschaftlichen und öffentlichen Reichtums".

So kündigen das Verteidigungsministerium und der Generalstab des Heeres künftige Truppeneinsätze bei Naturkatastrophen, dem Bau von Straßen und Schulen sowie Gesundheitsmissionen an. Im Fokus steht laut General Manuel José Bonnet, den Einfluss der Streitkräfte auf die Zivilbevölkerung zu intensivieren. Dass solche zivil-militärischen Aktionen zu einer Militarisierung des Lebens in Konfliktzonen führen, haben Experten sowie betroffene Gemeinden in der Vergangenheit beklagt. Die Einwohner würden Ziel der militärischen Indoktrination, nachrichtendienstlicher Arbeit sowie ständiger Bewachung als Gegenleistung für Dienste, die der Zivilstaat leisten sollte.

Bei einer echten Verwandlung der kompletten Streitkräfte müsste die Doktrin der "inneren Sicherheit" und des "internen Feindes" abgeschafft werden, erläuterte indes der Sprecher der Koordination Kolumbien Europa USA (CCEEU), Alberto Yepes. Ebenso sollten die geheimen Leitfäden zur Aufstandsbekämpfung veröffentlicht werden, die zur Verfolgung der sozialen Bewegung und zu illegalen Hinrichtungen geführt haben. Laut dem Menschenrechtler wäre nicht zuletzt die sichtbare Bekämpfung der paramilitärischen Banden ein klares Zeichen einer Änderung des Militärs in die richtige Richtung.

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