Indigene Kinder in Kolumbien sterben an Hunger

Im Kohlebergbaugebiet im Norden Kolumbiens sind in diesem Jahr bereits 40 Minderjährige an den Folgen von Unterernährung und Wassermangel gestorben

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In der Region herrscht akuter Wassermangel. Verteter der Ombudsstelle stellten fest, dass es  z. B. in der Gemeinde Uribia nur in einem von 350 Speichern Wasser gibt
In der Region herrscht akuter Wassermangel. Verteter der Ombudsstelle stellten fest, dass es z. B. in der Gemeinde Uribia nur in einem von 350 Speichern Wasser gibt

La Guajira, Kolumbien. Am vergangenen Wochenende sind erneut zwei Kinder der indigenen Volksgruppe Wayuú in der kolumbianischen Provinz La Guajira an den Folgen von Hunger gestorben. Damit stieg die Zahl der verhungerten Kinder für 2016 auf 40. Am Samstag starben zwei Mädchen, eines - zwei Monate alt - war zwölf Tage zuvor wegen akuter Unterernährung in eine Klinik in Barranquilla eingeliefert worden.

Angesichts dieser neuen Todesfälle forderte die Vereinigung der traditionellen Autoritäten Shipia Wayuú von Manaure die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos auf, umgehend die von der Interamerikanischen Menschenrechtskommisssion seit langem angeordneten Schutzmaßnahmen für die indigenen Gemeinden umzusetzen. In diesem Jahr seien bereits mehr als 40 Minderjährige an den Folgen von Hunger und Wassermangel verstorben, aber einige Fälle wurden von den Behörden gar nicht als solche registriert. Zugleich beklagten die Indigenensprecher, dass trotz der schweren humanitären Krise in der Region noch immer Wasservorkommen für die Steinkohleförderung umgeleitet werden.

Der Zugang zu Trinkwasser für die Bevölkerung in La Guajira ist bereits seit zehn Jahren durch die Umleitung des Flusses Ranchería sowie den Bau eines Damms für die Versorgung des Kohlebergwerks El Cerrejón stark eingeschränkt. In vielen Orten gibt es nahezu keinen Zugang mehr zu Wasser. Steigende Temperaturen in Folge des Wetterphänomens El Niño sowie die anhaltende Dürre haben den Mangel noch verstärkt und die Landwirtschaft fast vollständig zum Erliegen gebracht.

Anfang dieses Jahres berichtete die kolumbianische Tageszeitung El Tiempo über mehr als 34.000 unterernährte Kinder in der Region. Zwischen 2008 und 2015 seien dort insgesamt 4.770 Kinder unter sechs Jahren an "vermeidbaren Missständen" ums Leben gekommen. 90 Prozent der Familien leiden unter wiederkehrenden Engpässen bei der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln.

Die Bevölkerung der nordkolumbianischen Provinzen Guajira und Cesar an der Grenze zu Venezuela leidet nicht nur unter Nahrungs- und Wasserknappheit in Folge des Steinkohleabbaus, sondern auch unter Krankheiten und Vertreibung. Durch die täglichen Sprengungen kommt es zu hoher Staubbelastung, die zu Erkrankungen der Atemwege führt. Die Mine El Cerrejón hat bislang circa 60.000 Menschen vertrieben, ihre Abfälle haben das knappe Wasser der Wüste verschmutzt und ihr Staub Pflanzen ausgerottet. Nach 30 Jahren Kohleabbau ist die Lebensgrundlage der Bevölkerung in dieser Region weitgehend zerstört. 64 Prozent der Provinzbevölkerung leben heute in der Bedürftigkeit.

El Cerrejón, mit 69.000 Hektar der größte Steinkohletagebau in Lateinamerika und einer der größten der Welt, gehört den multinationalen Konzernen Xtrata, BHP Billington und Anglo American. Aus Cesar exportieren hauptsächlich Drummond und Glencore. Die Kohle landet zum Großteil bei den Energieversorgern RWE, E.ON, ENRW, STEAG und Vattenfall.

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