Guatemala / Politik

Mörder von Bischof Gerardi im Gefängnis in Guatemala ermordet

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Gedenken an den ermordeten Bischof Gerardi
Gedenken an den ermordeten Bischof Gerardi

Guatemala-Stadt. Bei Kämpfen zwischen Insassen des Gefängnisses Pavón in Guatemala-Stadt sind zwölf Inhaftierte und eine Besucherin getötet worden. Unter den Opfern ist der 2001 verurteilte Mörder von Bischof Juan Gerardi, Byron Lima Oliva.

Am Montagmorgen hörte man aus dem berüchtigten Gefängnis Pavón eine Explosion und Schüsse. Als die Polizei am Nachmittag die Haftanstalt wieder unter Kontrolle brachte, wurde der Tod von 13 Personen festgestellt, zehn weitere waren schwer verletzt.

Einer der Getöteten ist Byron Lima Oliva, der seit 2001 eine Gefängnisstrafe von 30 Jahren wegen der Ermordung von Bischof Juan Gerardi absaß.

Im April 1998, zwei Tage nach der Veröffentlichung des Wahrheitsberichtes des Menschenrechtsbüros des Erzbistums "Guatemala – Nie wieder" zu den Menschenrechtsverletzungen während des bewaffneten Konfliktes von 1960 bis 1996, wurde der Vorsitzende des Büros, Bischof Gerardi, brutal erschlagen. 2001 wurden drei Armeeoffiziere, unter anderem Vater und Sohn Lima Oliva und Lima Estrada wegen der Ermordung von Gerardi zu 30 Jahren Haft verurteilt. Dies war die erste Verurteilung von Armeeangehörigen durch ein Zivilgericht. Lima Oliva galt als enger Vertrauter von Ex-Präsident Otto Pérez. 2011 unterstützte er dessen Wahlkampf aus dem Gefängnis heraus. Pérez sitzt seit September 2015 wegen Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft.

Im Jahr 2014 deckte die Internationale Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala (CICIG) eine kriminelle Organisation in den Gefängnissen auf, die von Lima Oliva angeführt wurde. Laut den Ermittlungen kontrollierte der Mörder die Gefängniswärter und –behörden ebenso wie die Insassen, die ihn für spezielle "Gefallen" und Gefängniswechsel anfragen konnten. Der Strafprozess wurde verzögert und ist noch in Verhandlung.

Obwohl der Gefangene in einem abgetrennten Sicherheitsbereich untergebracht war, gelang einer rivalisierende Gruppe der Zugang. Mit einer Granate, Pistolen und Gewehren ermordeten sie ihn und seine Anhänger. Unter den Toten befand sich eine Argentinierin, die Lima Oliva regelmäßig besuchte.

Bei der Attacke ging es nach Angaben von Innenminister Francisco Rivas um einen Kampf von Rivalen um die Kontrolle über das Gefängnis und den internen Drogenhandel. Die Regierung konzentriere sich im Moment darauf, der Krise im Gefängnissystem entgegenzutreten und werde danach auch die Leitung der Strafvollzugbehörden analysieren, sagte Rivas bei einer Pressekonferenz.

Analysten der Zeitung El Periodico kommentierten, die Hinrichtung von Lima Oliva lege den Kontrollverlust der Behörden über den Strafvollzug und die fehlende Sicherheit für die Gefangenen offen. Für das Gefängnissystem dränge sich eine neue Sicherheitsstrategie auf.

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