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Papst warnt vor "kalten Putschen" in Südamerika

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Papst Franziskus im Juli 2015 in Bolivien. Bei seiner Lateinamerikareise besuchte er außerdem Ecuador und Paraguay
Papst Franziskus im Juli 2015 in Bolivien. Bei seiner Lateinamerikareise besuchte er außerdem Ecuador und Paraguay

Vatikan-Stadt. Papst Franziskus hat sich besorgt über die zunehmenden politischen Spannungen in Venezuela, Brasilien, Argentinien und Bolivien gezeigt. In den drei südamerikanischen Staaten seien "kalte Putsche" im Gang, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Rande einer Sitzung des Rates der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (Celam) im Vatikan. Der gebürtige Argentinier sprach zudem die "schweren sozialen Probleme" an, die in Lateinamerika herrschten. Sie seien eine Hauptursache für die politischen Verwerfungen in der Region.

Laut einem Beitrag für die Konferenz, der von mehreren lateinamerikanischen Medien zitiert wurde, zeigte sich der Papst besorgt über fehlende sozialpolitische Maßnahmen in den ärmsten Staaten der Region. Besonderes Augenmerk richtete er dabei auf die Lage in Haiti. Dort sei zudem ein politischer Dialog mit der benachbarten Dominikanischen Republik über Migrationsfragen nötig. Haiti ist der ärmste Staat Lateinamerikas und der Karibik. Seit einem Putsch gegen Präsident Jean-Bertrand Aristide 2009 wird das Land von schweren politischen Krisen erschüttert. Seit Monaten gelingt es den Behörden dort nicht, neue Präsidentschaftswahlen auszurichten. Interimspräsident Jocelerme Privert hatte zuletzt einen Fahrplan für die noch ausstehenden Präsidentschaftswahlen angekündigt. Bis Ende dieses Monats wird zudem ein Bericht der Wahrheitskommission erwartet, die umstrittenen Ergebnisse des ersten Durchgangs der Wahlen im vergangenen Herbst untersuchen soll.

Auch die Lage in Brasilien, wo die gewählte Präsidentin Dilma Rousseff von einer rechten Parteiallianz aus dem Amt gedrängt worden ist, spielte bei der Konferenz der lateinamerikanischen Bischöfe eine Rolle. Nach einem Treffen mit der brasilianischen Richterin Kenarik Boujikian Felippe und der Schauspielerin Leticia Sabatella, die zu den Gegnern des "parlamentarischen Putsches" zählen, rief Papst Franziskus zu einem politischen Dialog zwischen den verfeindeten Lagern auf.

Boujikian und Sabatella hatten im Gespräch im Vatikan vor allem die zunehmende politische Gewalt in dem südamerikanischen Land angesprochen. Sabatella, so berichtet der lateinamerikanische Fernsehsender Telesur, beklagte zudem die wachsende politische Intoleranz in dem südamerikanischen Land, die sich "wie eine Krankheit" ausbreite.

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