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Erwerbstätige Schüler in Bolivien treffen sich mit Bildungsminister

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Arbeitende Schülerin am Rednerpult beim zweitägigen Treffen in La Paz
Arbeitende Schülerin am Rednerpult beim zweitägigen Treffen in La Paz

La Paz. Kurz vor dem 1. Mai hat in Bolivien der Bildungsminister Roberto Aguilar zum II. Plurinationalen Treffen zur Bildungssituation von arbeitenden Kindern und Jugendlichen eingeladen. Delegierte Schülerinnen und Schüler aus ganz Bolivien debattierten mit dem Bildungsministerium über die Bedingungen, unter denen arbeitende Kinder Schulbildung in Anspruch nehmen. Es gab mehrere konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation sowie Forderungen nach staatlicher Unterstützung. Aguilar schlug ein Stipendienprogramm und die Einberufung einer technischen Kommission vor, die sich mit weitergehenden Konzepten auseinander setzen soll.

Laut dem Zensus von 2012 arbeiten in Bolivien etwa 300.000 der 2,8 Millionen registrierten Bildungsempfänger regelmäßig, die meisten davon informell. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 850.000 aller Fünf- bis Siebzehnjährigen einer arbeitenden Tätigkeit nachgehen. Es ist nicht selbstverständlich, dass erwerbstätige Minderjährige auch die Schule besuchen. Oft werden sie in der Schule von den Pädagogen und Mitschülern diskriminiert, die Arbeitszeiten überschneiden sich mit denen der Schule oder teures Schulmaterial ist schlicht nicht bezahlbar. Ziel des Treffens in La Paz war es, die Hürden abzubauen und Lösungen zu finden.

Vor diesem Hintergrund wurde beschlossen, dass eine bolivianische Delegation arbeitender Kinder zur internationalen Arbeitskonferenz nach Genf Anfang Juni reisen wird, um dort vor der internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) zu sprechen und sich für ein Gesetz einzusetzen, dass Kinderarbeit ab zehn Jahren (Selbstständigkeit) oder zwölf Jahre (Beschäftigungsverhältnis) erlaubt, und nicht wie bisher ab 14 Jahre. Eben dies ist seit Juni 2014 in Bolivien Gesetz.

Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass arbeitende Kinder am Tag mindesten zwei Stunden ausschließlich für Bildung nutzen sollen. Für die Einrichtung des Gesetzes kämpften in Bolivien die organisierten arbeitenden Kinder. Sie setzten sich für die Sichtbarmachung ihrer Situation und den Zuspruch von Rechten ein. Auch wenn das fortschrittliche Gesetz im Anden- und Amazonasstaat existiert, so wird es dennoch nicht immer ausreichend umgesetzt. Dies kritisierte die lateinamerikanische Bewegung organisierter arbeitender Kinder und Jugendliche MOLACNATs (Movimiento Latinoamericano y del Caribe de Niñas Niños y Adolescentes Trabajadores ) in einer Erklärung zum 1. Mai, dem Tag der Arbeit. In dieser spricht sie sich für würdige Arbeit und gegen Ausbeutung aus, und fordert mehr Rechte für arbeitende Kinder und Jugendliche ein. Sie verstehen sich als eine soziale Bewegung, die für die Rechte arbeitender Kinder auf dem ganzen Kontinent kämpft.

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