Kuba / Soziales

Medizinische Behandlung für "Tschernobyl-Kinder" in Kuba

Seit Beginn der Hilfsaktion 1990 über 24.000 Kinder medizinisch betreut. UN-Botschafterin: "Beispiel für humanitäre und internationalistische Politik“

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Zur Therapie gehört auch regelmäßiges Baden im Meer
Zur Therapie gehört auch regelmäßiges Baden im Meer

Tarará, Kuba. In Kuba werden derzeit 800 "Tschernobyl-Kinder" aus der Ukraine, Weißrussland und Russland medizinisch betreut. In einer speziell für Strahlenopfer entwickelten Einrichtung in Tarará, einem Badeort unweit der Hauptstadt Havanna, wird ihnen kostenlose Behandlung gegen die Spätfolgen des nuklearen Unfalls im Kernkraftwerk Tschernobyl 1986 zuteil.

Während des einzelfallabhängigen Aufenthalts zwischen 45 Tagen und einem Jahr werden unter anderem Pigmentstörungen der Haut sowie ausbleibendes Haarwachstum gezielt behandelt. Neben regelmäßigem Baden im Meer gehört dazu auch der Einsatz der in Kuba entwickelten Medikamente Melagenin für die Haut und Pilotrofin für die Haare. Beide Mittel werden aus Plazentagewebe gewonnen und in Form einer Lotion verwendet.

Laut Programmkoordinator Dr. Julio Medina hat Kuba seit Beginn der Hilfsaktion im Jahr 1990 circa 24.000 Kinder und Jugendliche medizinisch betreut. Dabei wurden speziell Beschwerden im Bereich des zentralen Nervensystems, des Verdauungstrakts oder des Sehvermögens behandelt.

Kuba gehörte zu den ersten Staaten, die sich der Betroffenen der Katastrophe in Tschernobyl annahmen. Die kubanische Regierung entwarf das Kinderhilfsprogramm, das sich insbesondere an einkommensschwache Familien richtet, die sich eine Behandlung im eigenen Land finanziell nicht leisten können. Ungeachtet wirtschaftlicher Engpässe des Karibikstaats war das einst an die Sowjetunion gerichtete Programm für dessen Nachfolgestaaten bis 2012 aufrechterhalten worden. Aufgrund der Anerkennung der positiven Ergebnisse seitens der Ukraine und einer damit verbundenen Bitte um Fortführung wurde es reaktiviert.

Die Vereinten Nationen (UN) erinnerten in einer Sondersitzung anlässlich des dreißigsten Jahrestages der Katastrophe am 26. April an deren Folgen für die Bevölkerung sowie die internationalen Hilfeleistungen. In diesem Zusammenhang hob die UN-Botschafterin Kubas, Ana Silva Rodríguez, hervor, dass der Name Tschernobyl nicht nur mit dem tragischen Ereignis in Verbindung stehe, sondern auch mit der weltweiten Reaktion in Form von internationaler Zusammenarbeit im Sinne der UN. Sie bezeichnete das Kinderhilfsprogramm als "weiteres Beispiel für die humanitäre und internationalistische Politik Kubas". Es habe zudem wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse und Daten über die Auswirkungen der Kontamination auf den menschlichen Körper geliefert.

Die von der nuklearen Strahlung betroffenen Menschen und ihre Nachkommen leiden unter anderem an Krankheiten wie Schilddrüsenkrebs, Leukämie, Muskelschwund, psychischen und neurologischen Beeinträchtigungen oder Haarausfall.

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