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Dokumentarfilme aus Chile in Paris vorgestellt

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"Wochenende des chilenischen Dokumentarfilms"
"Wochenende des chilenischen Dokumentarfilms"

Paris. Beim "Weekend du Doc Chilien" sind in Paris ausgewählte chilenische Dokumentarfilme gezeigt worden. "Films D’Altérité" ("Filme des Anderssein"), eine gemeinnützige Vereinigung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, iberoamerikanische Filme in Frankreich bekannt zu machen, präsentierte dabei am vergangenen Wochenende Dokumentarfilme mit den unterschiedlichsten Thematiken.

"Unser Ziel war es, Chile nicht ausschließlich im Licht der Militärdiktatur Pinochets darzustellen", betont der mexikanische Regisseur Pablo Gleason, der gemeinsam mit der chilenischen Produzentin Elisa Sepulveda hinter "Films D’Alterité" steht. "Viele Franzosen verbinden mit Chile immer noch vorrangig die Diktatur", erzählt Gleason. Diese Erinnerung sei zwar sehr wichtig, jedoch hätten chilenische Dokumentarfilmer in den vergangenen Jahren eine weitaus breitere Palette an Themen bearbeitet.

Unter den in Paris vorgeführten Filmen war auch "Surire" (2015) von Bettina Perut und Iván Osnovikoff. Die Filmemacher zeigen in epischen Totalen und gestochen scharfen Nahaufnahmen die gigantische Salzwüste "Salar de Surire" im hohen Norden Chiles. Auf 4.300 Metern lebt dort eine der letzten Aymara-Kulturen der Region. Obwohl die Salzwüste unter Umweltschutz steht, wird mit Zustimmung der Behörden Salz abgebaut, im Sichtfeld der indigenen Aymara.

Völlig ohne Rückblick auf die Diktatur kam das chilenische Filmwochenende in Paris nicht aus. "El Mocito" (2011) von Marcela Said und Jean de Certeau erzählt die Geschichte von Jorgelino Vergara, der als 15-Jähriger in einem der Folterhäuser von Manuel Contreras arbeitete, dem Leiter von Augusto Pinochets Geheimdienst DINA. Eine der Aufgaben Jorgelinos war es, die Folterknechte mit Kaffee zu versorgen, während sie politische Gegner misshandelten. Im Film erscheint es zunächst unglaublich, wie der Mann heute über Details aus den Folterhäusern mit einer solchen Gelassenheit spricht, als erkläre er die Regeln eines Brettspiels. Doch schnell wird klar, dass die Erinnerung ihn innerlich auffrisst. Und so begleitet die Dokumentation ihn auf seinem Weg der Aufarbeitung und stellt dabei die zentrale Frage in den Raum: Ist Jorgelino mehr Täter oder mehr Opfer?

Inspiriert wurde das chilenische Filmwochenende in Paris von dem Schweizer internationalen Filmfestival "Visions du Réel", das ebenfalls am Sonntag zu Ende ging und dieses Jahr einen Chile-Schwerpunkt hatte. Neben den gennannten Filmen lief in Paris der dokumentarische Roadmovie "Hija" (2011) von María Paz González sowie "El Gran Circo Pobre de Timoteo" (2013) von Lorena Giachino Torréns.

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