La Serena, Chile. Der ehemalige Oberkommandierende der chilenischen Streitkräfte und pensionierte General, Juan Emilio Cheyre, hat als Beschuldigter an einer Tatortrekonstruktion in der Stadt La Serena teilgenommen. Der 69-Jährige musste dort als Hauptverantwortlicher für die Ermordung von 15 Gegnern der Diktatur unter Augusto Pinochet (1973-1990) erscheinen. Die politischen Gefangenen waren im Zuge der sogenannten Karawane des Todes im Regiment Arica de La Serena erschossen worden.
Diese Militäroperation ereignete sich kurz nach dem Putsch gegen die sozialistische Regierung von Präsident Salvador Allende im September 1973. Die beteiligten Soldaten flogen in einem Hubschrauber alle größeren Städte Chiles an, um in Lagern festgehaltene politische Gefangene gezielt zu foltern und hinzurichten. Dabei wurden innerhalb eines Monats 75 Menschen ermordet. Angeordnet wurde die Aktion im Oktober 1973 von Generalmajor Sergio Arellano Stark, einem der Hauptinitiatoren des Putsches.
Die Anordnung der Rekonstruktion des Verbrechensschauplatzes erfolgte durch den Vorsitzenden des Berufungsgerichtes von Santiago, Mario Carroza. Er hatte ein Verfahren gegen Cheyre wegen Gründung einer illegalen Vereinigung und Mordes eröffnet. Zeugen bezeichnen den damaligen Leutnant Cheyre, wie auch den Ex-Brigadier Pedro Espinoza, der aus der Strafanstalt Punta Peuco überstellt wurde, als Beteiligte an der Folterung und Erschießung von Häftlingen.
Richter Carroza bekräftigte, er wolle Gewissheit darüber erlangen, worin die Beteiligung sowohl der Leute bestand, die im Hubschrauber saßen, wie auch derjenigen, die dem Regiment angehörten.
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Während der Anwalt von Cheyre dessen Beteiligung an den Vorgängen leugnet, betonte Chefankläger Cristián Cruz, es gebe in den Erklärungen des Beschuldigten viele Widersprüche und er hoffe, endgültige Beweise für den Fall zu finden. Ehemalige Gefangene hatten ihn bei einer Gegenüberstellung im Juli 2015 als einen der Soldaten identifiziert, der sie gefoltert hat und der direkt an Exekutionen beteiligt war.
An der Tatortrekonstruktion nahmen als Beobachter auch Angehörige von Opfern teil. Eduardo Cortés, Sohn eines der Hingerichteten, sagte gegenüber dem Radiosender Cooperativa, dass man bislang nie dazu gekommen sei, "Teil einer szenischen Rekonstruktion innerhalb des Regimentes zu werden, in dem sie massakriert worden sind". Die Vorsitzende von AFEP, eine Organisation für Familienangehörige von politischen Hingerichteten, Alicia Lira, kritisierte Cheyre indessen scharf. Er habe "völlige Teilnahmslosigkeit" gezeigt. Dies sei ein typisches Verhalten derer, die den "Pakt des Schweigens" aufrechterhielten, Informationen über Diktaturverbrechen verweigerten und sich gegenseitig schützten.
Cheyre trat nach dem Ende der Diktatur eine Karriere bei den Streitkräften an und befehligte von 2002 bis 2006 die chilenische Armee. Er befindet sich auf freiem Fuß.
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