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Google und kubanischer Künstler eröffnen Internetcafé in Havanna

"Kcho" stellt Studio zur Verfügung, Google steuert Technik und Geräte bei. Schnellster öffentlicher Interzugang auf der Insel

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Bereits in Kuba aktiv: Im April hat Google hat gemeinsam mit dem kubanischen Künstler Kcho in dessen Studio in Havanna ein Internetcafé eröffnet
Bereits in Kuba aktiv: Im April hat Google hat gemeinsam mit dem kubanischen Künstler Kcho in dessen Studio in Havanna ein Internetcafé eröffnet

Havanna. Der US-amerikanische Online- und Internetdienstleister Google hat gemeinsam mit einem kubanischen Künstler in dessen Studio in Havanna ein Internetcafé eröffnet. Dort kann das Netz mit hohen Geschwindigkeiten kostenlos genutzt werden. Bei seinem Besuch des sozialistischen Karibikstaates hatte US-Präsident Barack Obama kürzlich gesagt, dass dies Teil eines größeren Plans des Unternehmens sei, über die ganze Insel hinweg den Zugang zum Internet zu verbessern. Schon vor Jahren war Google-Chef Eric Schmidt, der Obama im Wahlkampf unterstützt hatte, für die Beendigung der US-Blockade gegen Kuba aufgetreten. Seit einem Jahr versucht Google, mit Web-Großprojekten Zugang in Kuba zu erhalten – wie bereits in anderen Staaten des Südens.

Mitinitiator ist der kubanische Maler und Bildhauer Alexis Leyva Machado, bekannt unter seinem Künstlernamen Kcho. Das Internetzentrum trägt den Namen "Google + Kcho.Mor". Im Rahmen der zwölften Biennale von Havanna 2015 hatte er das Organische Museum (MOR) eröffnet, und kam damit dem Biennale-Motto nach, den urbanen Raum in ein soziales Labor zu verwandeln, in dem die Kunst unter den Anwohnern als ein "Gebrauchsgegenstand" lebendig sein kann. Der in Kuba mehrfach preisgekrönte Künstler, der auch Parlamentsabgeordneter ist, hatte in seinem Atelier bereits seit zwei Jahren das erste freie private Wifi-Internet in Kuba angeboten.

Der US-Technologie-Gigant Google hat nun das Studio mit Dutzenden von Laptops, Handys und Virtual-Reality-Brillen ausgestattet. Das Zentrum, in dem auch ein Café und eine Bibliothek eingerichtet wurden, ist an fünf Tagen von morgens bis Mitternacht geöffnet. Maximal 40 Personen können es gleichzeitig nutzten, da sonst die Verbindung zu langsam wird.

Bei einer Besichtigung erklärte der Projektleiter von Google-Projekten in Kuba, Brett Perlmutter, das Unternehmen sei optimistisch, dass das "Google + Kcho.Mor"-Studio ein erster Schritt einer breiten Kooperation für den Ausbau des Internetzugangs für die Bevölkerung Kubas werde. Und: "Wir wollen der Welt zeigen was passiert, wenn man kubanische kreative Energie mit Spitzentechnologie verbindet."

Wie die spanische Nachrichtenagentur Efe berichtet, stellt das staatliche Telekommunikationsunternehmen Kubas (Etecsa) den Zugang zum Internet zur Verfügung, die Kosten dafür trage Kcho.

Nach Angaben des Künstlers kam der erste Kontakt mit Google im vergangenen Juli anlässlich der Eröffnung der kubanischen Botschaft in Washington zustande. Um das gemeinsame Projekt zu verwirklichen, sei es notwendig gewesen, "alte Tabus und Hindernisse zu beseitigen, die die Exportkontrollbehörde des Finanzministeriums der USA gegen Beziehungen im Technologiebereich gegen Kuba hat." Die Zusammenarbeit mit Google bezeichnete er als sehr gut.

Für die Zukunft sei geplant, das Internetzentrum verstärkt im Bildungsbereich zu nutzen, unter anderem könne es als Brücke zwischen Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen beider Länder dienen. Bei seinem Besuch habe Obama die Erfolge im Bildungs- und Gesundheitswesen Kubas anerkannt und das "Google + Kcho.Mor"-Studio werde auch dazu dienen, diese Erfahrungen zu teilen. "Die User dieses Raumes werden der Welt zeigen, dass die Blockade keinen einzigen Tag weiterbestehen sollte", so Leyva.

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