Kolumbien steht Energiekrise bevor

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Kolumbien muss Energie sparen
Präsident Santos: "Abschalten lohnt sich". Vergangenen Dienstag wurden landesweit 5,2 Prozent Energie gespart

Bogotá. In Kolumbien hat die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos die Bevölkerung zum Energiesparen aufgerufen. Aufgrund des anhaltenden Klimaphänomens El Niño und der bestehenden Energiekrise müssten in den nächsten Wochen mindestens fünf Prozent Energie eingespart werden, heißt es von Regierungsseite, ansonsten drohten landesweite Ausfälle. Der Zeitung El Pais zufolge könnten diese einen wirtschaftlichen Schaden von umgerechnet fast 300 Millionen Euro mit sich bringen.

"Abschalten zahlt sich aus", verspricht die Kampagne mit der Präsident Santos die Einsparungen im Energiesektor bewirbt. Konkret heißt das: Haushalte und Unternehmen sollen für jedes eingesparte Kilowatt pro Stunde rund 450 kolumbianische Pesos (0,12 Cent) gutgeschrieben bekommen. Sollte der Verbrauch allerdings den Bedarf von Februar übersteigen, werden für jedes zusätzlich konsumierte Kilowatt 450 Pesos zusätzlich in Rechnung gestellt. Seit dem Beginn der Kampagne bis jetzt liegen die Einsparungen zwischen 1,98 Prozent und 5,2 Prozent. Im Januar noch hatte die Regierung versichert, es seien keine Sparmaßnahmen notwendig. Knapp sechs Wochen später macht sie El Niño sowie den partiellen Ausfall zwei der wichtigsten nationalen Stromerzeuger für den Kurswechsel verantwortlich.

In Kolumbien werden 70 Prozent der Energie durch Wasserkraft hergestellt, die restlichen 30 Prozent sind thermischen Ursprungs. Die Dürre, die das Wetterphänomen El Niño in den letzten Monaten begleitete, hat den Wasserstand in den Staubecken reduziert, was zu einer Insuffizienz in der Stromerzeugung führte. Damit solche Engpässe thermisch überbrückt werden können und um Stromausfälle zu vermeiden, zahlen die Kolumbianer zusätzlich zum Verbrauch seit 2007 einen Zuverlässigkeitszuschuss. Nach Angaben des Nachrichtenportals Las2Orillas beläuft sich dieser auf umgerechnet fast 4.000 Millionen Euro und soll der Instandhaltung der thermischen Anlagen dienen. Trotzdem kommt es auch dort immer wieder zu Ausfällen, zuletzt im Februar in der Anlage Termoflores in Barranquila. So sind es nun mit dem Wasserkraftwerk Guatepé, das im Februar durch einen Brand beschädigt wurde, zwei Stromerzeuger, die nicht die erforderlichen Megawatt erbringen können. Aus diesem Grund kauft Kolumbien derzeit Energie aus Ecuador dazu.

Steigende Energiepreise, eine unzureichende Versorgung, Abhängigkeiten aus dem Ausland und die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen führen in der Zivilgesellschaft immer wieder zu Kritik an der Energiepolitik Santos. Zuletzt hatte der Verkauf einer der wichtigsten Energiekonzerne des Landes, Isagén, an die kanadische Firma Brookfield zu landesweiten Protesten geführt.