Guatemala / Politik

Kronzeuge in "La Línea"-Fall in Guatemala belastet Ex-Präsident Pérez Molina

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Salvador Estuardo González Álvarez, Kronzeuge im Korruptionsfall "La Línea"
Salvador Estuardo González Álvarez, Kronzeuge im Korruptionsfall "La Línea"

Guatemala-Stadt. In Guatemala haben mehrere Gerichtsverhandlungen zu den im vergangenen Jahr aufgedeckten Korruptionsskandal stattgefunden, bei denen ein wichtiger Kronzeuge angehört wurde. Während vier Tagen sagte Salvador Estuardo González Álvarez im sogenannten Fall La Línea aus.

Dieser Korruptionsfall hatte Ex-Präsident Otto Pérez Molina in letzter Konsequenz das Amt gekostet. Nach Einschätzung der Ermittler stand Pérez an der Spitze des Korruptionsringes, der im Zollwesen hohe Beträge unterschlagen haben soll. Er sitzt deswegen ebenso in Untersuchungshaft wie seine frühere Vizepräsidentin, Roxana Baldetti. Mehrere Minister mussten zurücktreten.

In der Anhörung enthüllte Kronzeuge Gonzáles nun Details über den Aufbau und die Struktur von La Linea. Er sei von Pérez Molina und Baldetti als Vertrauensperson angestellt worden, um "die illegalen Machenschaften bei den Zollbehörden als legal erscheinen zu lassen". Die Kommunikation wurde über Funk aufrechterhalten. Er habe dem Präsidenten den Codenamen "Nr. 1" gegeben und die Vizepräsidentin als "Nr. 2" bezeichnet.

Richter Miguel Ángel Gálvez erklärte die Beweisaufnahme am Donnerstag für abgeschlossen. Am 28. März soll entschieden werden, ob die 32 Angeschuldigten im Fall "La Linea" angeklagt werden und der Prozess beginnen kann.

Am Dienstag wurde der ehemalige Abgeordnete und Parlamentspräsident Gudy Rivera festgenommen. Er wurde noch am selben Tag mit der Anklage wegen Bestechung und Vorteilsgewährung dem Gericht zugeführt.

Riveras wird beschuldigt, Richterin Claudia Escobar 2014 vorgeschlagen zu haben, ihre Wiederwahl als Gegenleistung für die Aufhebung eines Urteils zu sichern, das die damalige Vizepräsidentin Baldetti aus dem Posten als Generalsekretärin der Regierungspartei enthebt. Die Richterin zeigte den Bestechungsversuch an. Der Kongressabgeordnete konnte wegen seiner parlamentarischen Immunität erst ab 14. Januar dieses Jahres juristisch belangt werden.

Die ehemalige Vizepräsidentin ist nicht nur in den größten Korruptionsfall der guatemaltekischen Geschichte verstrickt, sondern auch in den Fall "Lago Amatiltlán". Der See in der Nähe von Guatemala Stadt ist mit Abwässern kontaminiert und sollte Anfang 2015 in einer Aktion von Baldetti mit dem Zuführen einer Chemikalie gereinigt werden. Der israelischen Firma M. Tarcic Engineering Ltd. wurde ein Auftrag in der Höhe von 15 Millionen Euro zugeschanzt. In diesem Korruptionsfall wurde am Freitag für elf Angeschuldigte Untersuchungshaft angeordnet, unter anderen für die schon inhaftierten Ex-Vizepräsidentin, ihren Bruder Mario Baldetti und den israelischen Unternehmer Uri Roitman.