Forderung nach Aufklärung von Mord an Berta Cáceres in Honduras wird lauter

Behörden unterbinden Ausreise eines mexikanischen Zeugen. Polizei soll Mann unter Druck gesetzt haben. Weitere Proteste in Honduras und im Ausland

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Berta Cáceres wurde in der Nach vom 2. auf den 3. März von Unbekannten in ihrem Haus erschossen
Berta Cáceres wurde in der Nach vom 2. auf den 3. März von Unbekannten in ihrem Haus erschossen

Tegucigalpa. Der mexikanische Staatsbürger Gustavo Castro Soto, einziger Zeuge der Ermordung der Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres Anfang des Monats, darf Honduras während der nächsten 30 Tage nicht verlassen. Diese Verfügung wurde von der zuständigen Richterin Victorina Flores am 9. März bestätigt. Castro sei "einer Vorladung nicht nachgekommen", als er am 6. März von der honduranischen Polizei am Betreten der Sicherheitszone des Flughafens in Tegucigalpa gehindert wurde.

Dieselbe Richterin suspendierte Castros Rechtsanwältin, Ivania Galeano, für 15 Tage von der Ausübung ihres Mandats, da sie sich nicht an die üblichen juristischen Procedere gehalten habe. Galeano hatte öffentlich Kopien der Protokolle der Aussagen ihres Mandanten gefordert, die Castro nach seinen bisherigen Vernehmungen nicht ausgehändigt wurden.

Laut Oscar Castro, dem Bruder des Zeugen, ist dieser während mehrstündiger Verhöre von der Polizei unter enormen Druck gesetzt worden. Der mexikanische Aktivist sei zudem Schlafentzug und "psychologischer Folter" ausgesetzt worden. Während einer Pressekonferenz mit der Familie von Berta Cáceres sagte Oscar Castro: "Wir fordern, dass der honduranische Staat Schutzmaßnahmen für meinen Bruder ergreift, die seine körperliche und seelische Gesundheit gewährleisten." Bisher werde sein Bruder in keiner Weise als Zeuge und zweites Opfer des Attentats behandelt. Die Zusicherung des obersten Richters des Landes, Castro Soto dürfe nach einer erneuten Aussage am 7. März sofort ausreisen, sei nicht eingehalten worden.

Sofortige Schutzmaßnahmen für Castro, die Familie von Berta Cáceres und die Mitglieder der indigenen Organisation COPINH, "deren Leben in ernsthafter Gefahr sind", fordert auch die Vizepräsidentin des EU-Parlamentes, Ulrike Lunacek. 2013 leitete Lunacek die Delegation des EU-Parlamentes zur Wahlbeobachtung in Honduras. In einem offenen Brief an den honduranischen Präsidenten Juan Orlando Hernández erinnerte sie daran, dass Berta Cáceres seit 2009 auf Weisung der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte Schutzmaßnahmen des honduranischen Staates erhalten sollte.

Seither habe die Kommission mehrfach darauf hingewiesen, dass diese "nicht in angemessener Form umgesetzt wurden". Lunacek forderte außerdem eine unabhängige internationale Untersuchung des Mordes an Berta Cáceres, bei der nicht nur die direkt Verantwortlichen, sondern auch ihre Auftraggeber ermittelt würden. "Es gibt nichts, das die Verletzung von Menschenrechten rechtfertigen kann. Dies ist eine Debatte, die wir in viele Teile Europas tragen müssen, da sie der Ursprung zahlreicher Investitionen in Honduras sind", so Lunacek.

Die indigene Organisation COPINH, die Berta Cáceres bis zu ihrem Tod leitete, bekräftigte in den vergangenen Tagen in Pressemitteilungen wiederholt ihre Überzeugung, dass die Ermordung von der Aktivistin in Zusammenhang mit dem lokalen Widerstand gegen das Wasserkraftwerk der Firma DESA stehe. COPINH fordert eine sofortige Aussetzung der Konzession der DESA, da von diesem Projekt die Mehrzahl der Morddrohungen, der Verfolgung und der Gewalt gegen Mitglieder der Volksgruppe der  Lenca am Rio Blanco ausgehe.

Am 17. und 18. März plant die Organisation einen großen indigenen Marsch von Intibucá und Lempira bis in die Hauptstadt Tegucigalpa. Dies kündigte die jüngste Tochter von Berta Cáceres, Laura Zúniga Cáceres, auf einer Pressekonferenz an. Bereits am 14. und 15. März soll ein Solidaritätsmarsch allen honduranischen Menschenrechtsorganisationen Gelegenheit zum Protest gegen die Ermordung von Berta Cáceres geben. Auch in Berlin fand am Freitag erneut eine Protestkundgebung vor der honduranischen Botschaft statt.