Proteste nach Ermordung von Aktivistin Berta Cáceres in Honduras

Reaktionen in Lateinamerika, Europa und den USA. Unabhängige Untersuchung gefordert. Kondolenzen auch von Leonardo DiCaprio und Naomi Klein

Tegucigalpa/ Washington/ Berlin. Die Ermordung der international bekannten und mehrfach ausgezeichneten indigenen Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres in Honduras hat Proteste in den USA, Europa und Lateinamerika provoziert. 

Cáceres war in der Nacht vom 2. auf den 3. März an ihrem Wohnhort in La Esperanza in Honduras von Unbekannten, die in ihre Wohnung eindrangen, mit vier Schüssen getötet worden. Ihr Bruder, Gustavo Cáceres, wurde bei dem Mordanschlag schwer verletzt. Der mexikanische Umweltaktivist Gustavo Castro Soto, Zeuge des Mordes, wurde durch einen Streifschuss am Kopf verletzt und vermutlich für tot gehalten. Als er später eine Aussage bei der lokalen Polizei machen wollte, wurde er zunächst als Verdächtiger festgesetzt. Inzwischen ist er wieder frei. Lokale Menschenrechtsgruppen fürchten jedoch um sein Leben, solange er sich in Honduras befindet. Zu seinem Schutz wurde eine Eilaktion initiiert. 

Solidaritätsgruppen in aller Welt protestierten gegen die Ermordung von Berta Cáceres. Aktionen gab es in Wien, Berlin, Barcelona, Washington und San Cristobal de las Casas in Mexico. In der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa gingen am 4. März hunderte Studenten auf die Straße, nachdem es bereits am 3. März eine Protestaktion gegeben hatte. Über Tausend Menschen kamen ebenfalls zusammen, als der Sarg in der Gewerkschaftszentrale der Familie in Tegucigalpa übergeben wurde.

Mehr als 120 zivilgesellschaftliche Verbände und Organisationen aus Europa und den USA erklärten ihre Solidarität mit der Familie von Berta Cáceres und den Mitgliedern der indigenen Organisation COPINH. Sie verurteilten den Mord und forderten den honduranischen Staat auf, "alle notwendigen Mittel einzusetzen, um unabhängig zu ermitteln und diejenigen zu verfolgen und bestrafen, die materiell und intellektuell verantwortlich sind, sowie den Schutz von Zeugen zu garantieren."

Nach dem Mord an Cáceres scheinen auch US-amerikanische Institutionen und Regierungsstellen ihren Druck auf die honduranische Regierung zu verstärken, damit diese gegen die Straflosigkeit vorgeht. Unter den ersten, die auf den Mord an reagierten, war der US-Botschafter in Honduras, James D. Nealon. In seiner Pressemitteilung vom 3. März heißt es: "Wir verurteilen dieses entsetzliche Verbrechen aufs schärfste. Die Vereinigten Staaten von Amerika fordern eine zügige und genaue Untersuchung dieses Verbrechens und die volle Härte des Gesetzes gegenüber denjenigen, die dafür verantwortlich sind."

Senator Patrick Leahy gab eine Erklärung im US-amerikanischen Kongress ab: "Als ein Ergebnis ihrer Unterstützung für den Widerstand am Rio Blanco erhielt Berta viele Morddrohungen und ihr wurden – wie Dutzenden anderen gefährdeter honduranischer sozialer Aktivisten – Sicherheitsmaßnahmen der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte garantiert. Berta Cáceres war eine Inspiration für Menschen auf der ganzen Welt und ihr Tod ist ein großer Verlust für alle Menschen in Honduras."

Die UN-Sonderbotschafterin für indigene Rechte, Victoria Tauli-Corpuz, die Berta Cáceres im November 2015 traf, sagte: "Dies zeigt den hohen Grad an Straflosigkeit in Honduras." Sie berichtete, dass die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte im vergangenen Jahr gegenüber dem honduranischen Präsidenten Juan Orlando Hernández ihre Besorgnis über die Sicherheit von Berta Cáceres ausgedrückt habe und die Regierung formal aufgefordert habe "Vorsorgemaßnahmen" zu treffen. "Dies bedeutet, dass die Regierung sie hätte schützen müssen", sagte Tauli-Corpuz.

Unter denen, die ihre Trauer über den Tod von Berta Cáceres ausdrückten, sind auch Nancy Pelosi, ehemalige Sprecherin des US-amerikanischen Repräsentantenhauses, Bill Kyte von Global Witness, David Gordon, Geschäftsführer des Goldman Prize, den Berta Cáceres 2015 erhielt, sowie Naomi Klein und Leonardo DiCaprio.

Das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich auf Nachfrage von amerika21 bislang nicht. Amerika21 hatte das deutsche Außenamt gefragt: "Wird die Bundesregierung diese Gewalttat im bilateralen Kontakt mit Honduras über den in der Bundestagsdrucksache 18/2223 benannten "intensiven politischen Dialog" thematisieren und sieht die Bundesregierung angesichts weiterer Fälle von Ermordungen von Gegnern industrieller Großprojekte – vor allem des Staudammprojektes Agua Zarca – die Notwendigkeit weiterer Schritte gegenüber der Regierung und/oder den Justizbehörden des mittelamerikanischen Landes?"

Das deutsche Maschinenbauunternehmen Voith, das an dem Staudammprojekt Agua Zarca in Honduras beteiligt ist, gegen das Cáceres Proteste organisiert hatte, schrieb auf amerika21-Anfrage: "Voith verurteilt jede Art von Gewalt und ist betroffen über die Ermordung von Berta Cáceres. Wir setzen darauf, dass die Ermittlungsbehörden in Honduras dieses Verbrechen so schnell wie möglich lückenlos aufklären."

Die honduranische Regierung von Präsident Juan Orlando Hernández kündigte indes weitere Ermittlungen mit Hilfe der USA an. Zwei Zeugen seien ausgemacht, ein Tatverdächtiger sei in Haft.