Venezuela will Landwirtschaft ankurbeln

Nahrungsmittelproduktion soll massiv gesteigert werden. Einbezug der Streitkräfte. Schwerpunkt auf städtischem Anbau von Lebensmitteln

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Venezuelas Regierung will die einheimische Nahrungsmittelproduktion verstärken
Venezuelas Regierung will die einheimische Nahrungsmittelproduktion verstärken

Caracas. Venezuelas Regierung hat einen Plan zum Ausbau der Landwirtschaft vorgestellt. Der "Agrarplan Zamora Bicentenario 2013-2019" sieht zahlreiche Maßnahmen zur Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion vor. Besonderes Augenmerk gilt der städtischen Landwirtschaft und dem Einbezug lokaler Gemeinschaften sowie der Streitkräfte des Landes in die Produktion.

Durch die enge Zusammenarbeit von über 5.000 Bauern mit staatlichen Institutionen und einer speziellen Einheit der Streitkräfte (AgroFanb) soll in der Landwirtschaft und der Fischerei die Produktion angekurbelt werden. Für 2016 wird eine Steigerung der einheimischen Nahrungsmittelproduktion um über eine Million Tonnen erwartet. Damit erhofft die Regierung die schwierige Versorgungslage in dem südamerikanischen Land zu entschärfen. Zudem will sie die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten verringern.

Die Spezialeinheit der Nationalen Bolivarischen Streitkräfte wird vor allem bei der Urbarmachung neuer Ländereien eingesetzt. Sie stellt in Absprache mit Bauern und lokalen Gemeinschaften Infrastruktur zur Verfügung. Im Bundesstaat Guárico wird zudem ein Flugplatz der Luftwaffe zur Produktion von Kaffee umgewidmet. In einigen Regionen werden hohe Militärs auch direkt die Verantwortung für die Produktion tragen. Dies unterstreicht die hohe strategische Bedeutung, welche die Regierung von Präsident Maduro der Produktionsoffensive in der Landwirtschaft beimisst.

Landwirtschaftsminister Wilmar Castro Soteldo betont die sozialpolitische Bedeutung des Engagements des Militärs in der Nahrungsmittelproduktion. Vormals seien die Streitkräfte für Repression gegen die Bevölkerung verantwortlich gewesen, heute nähmen sie eine wichtige und solidarische Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung ein, sagte Castro Soteldo.

Ein Schwerpunkt des Programms liegt auf der städtischen Nahrungsmittelproduktion. Das Regierungsprogramm "100 Tage für die städtische Aussaat" (100 Días para la Siembra Urbana) sieht vor, dass auf über 1.000 Hektaren in städtischen Gebieten Lebensmittel produziert werden. Die Ministerin für städtische Landwirtschaft, Lorena Freitez, erhofft sich davon eine kurzfristige Ertragssteigerung um 30.000 Tonnen.

In einem ersten Schritt werden von lokalen Gemeinschaften und mit Unterstützung des Ministeriums Produkte wie Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Karotten, Salat, Zucchini, Rote Bete, Mangold, Koriander, Paprika und Chili angebaut. Damit soll künftig der Bedarf von 20 Prozent der Bevölkerung in den acht größten Städten Venezuelas (Barcelona, Barquisimeto, Caracas, Los Teques, Maracaibo, Maracay, Mérida und Valencia) mit landwirtschaftlichen Produkten aus lokaler Produktion gedeckt werden.

Das explizite Ziel der Regierung ist es, eine produktivere nationale Wirtschaft aufzubauen und die einseitige Abhängigkeit von Erdölexporten zu verringern. Gleichzeitig soll der Selbstversorgungsgrad bei wichtigen Lebensmittel erhöht werden. Venezuela führt immer noch einen großen Anteil der verbrauchten Lebensmittel aus dem Ausland ein.

Präsident Maduro hatte erst im Januar das neue Ministerium für städtische Landwirtschaft geschaffen, um die Versorgung mit einheimischen Frischprodukten zu verbessern.