Peru / Politik

Kandidaten für Präsidentschaftswahl in Peru stehen fest

Tochter eines inhaftierten Ex-Präsidenten führt Umfragen an. Keiko Fujimori für Neoliberalismus und Wiedereinführung der Todesstrafe

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Keiko Fujimori, Tochter des Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, liegt in den Umfragen mit 30 Prozent derzeit weit vorne
Keiko Fujimori, Tochter des Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, liegt in den Umfragen mit 30 Prozent derzeit weit vorne

Lima. Für die kommenden Präsidentschaftswahlen in Peru im April 2016 haben sich bis heute 19 Präsidentschaftskandidaten beworben, so viele wie zuletzt 2006. Unter den fünf aussichtsreichsten Kandidaten befinden sich fast ausschließlich ehemalige Präsidenten und in früheren Wahlen gescheiterte Anwärter. Bis zum 11. Januar können Parteien und Allianzen noch weitere Präsidentschaftskandidaten ernennen.

Nach einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GFK vom Dezember liegt die Konservative Keiko Fujimori, Kandidatin der eigens zu ihrer Unterstützung während der Wahlen 2011 gegründeten Partei Fuerza Popular, mit 30 Prozent weit vorn. Die Tochter des Ex-Präsidenten Alberto Fujimori trat 2011 in der 2. Wahlrunde gegen den amtierenden Ollanta Humala an und verlor die Stichwahl nur knapp. Fujimori spricht sich für eine schärfere Sicherheitspolitik, die Wiedereinführung der Todesstrafe und die Liberalisierung der Wirtschaft aus. Für Kontroverse sorgte 2011 ihre Aussage, ihren Vater begnadigen zu wollen, der 2007 wegen Korruption und schweren Menschenrechtsverletzungen in seiner Amtszeit von 1990 bis 2000 zu einer jahrzehntelangen Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

Weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz sehen die derzeitigen Prognosen den neoliberalen Kandidaten Pedro Pablo Kuczynski mit elf Prozent. Auch Kuczynski kandidierte bereits 2011 und war zuvor als Energieminister 1980 bis 1985 sowie als Wirtschafts-, Finanz- und später Premierminister unter der Regierung Alejandro Toledos 2001 bis 2006 tätig. Er besitzt neben der peruanischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und arbeitete unter anderem für den Internationalen Währungsfond und die Weltbank. Auch er plädiert für ein hartes Vorgehen gegen Kriminalität sowie eine Verbesserung der Infrastruktur. Für die derzeitige Kampagne legt er Wert darauf, vom Image des "Kandidaten der Unternehmen" wegzukommen.

Als einziges unbekanntes Gesicht liegt der Ex-Bürgermeisters von Trujillo, César Acuña, mit rund acht Prozent derzeit auf dem dritten Platz. Acuña lässt sich dem wirtschaftsliberalen Lager zuordnen und sprach sich unter anderem für eine Verbesserung des Bildungssektors aus. Während der Wahl 2011 wurde er wegen Verstößen gegen die Neutralitätspflicht insgesamt fünfmal zu einer Geldstrafe verurteilt.

Mit fünf Prozent rangiert der ehemalige sozialdemokratische Präsident Alan García zurzeit an vierter Stelle. García hatte von 1985 bis 1990 sowie von 2006 von 2011 das Amt des Präsidenten inne. Seine erste Amtszeit charakterisierte sich durch Wirtschaftskrisen, Hyperinflation und einem brutalen Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung im Rahmen des bewaffneten Konfliktes von 1980 bis 2000; seine zweite Amtszeit zeichnete sich unter anderem durch Bestechungsskandale, die brutale Niederschlagung von Protesten und dem gescheiterten Versuch der Wiedereinführung der Todesstrafe aus. Viele Wahlversprechen von 2006, die García damals nicht eingehalten hat, nennt er heute erneut.

Auch Alejandro Toledo, Präsident von 2001 bis 2006, tritt im April erneut an. Dem gemäßigt rechten Politiker wurden in seiner Amtszeit die Bereicherung an öffentlichen Geldern und die Fälschung von Unterschriften vorgeworfen, damit die selbst gegründete Partei  Perú Posible zur Wahl 2001 zugelassen werden konnte.

Nach der Umfrage vom Dezember würden 17 Prozent ungültig wählen, weitere 19 Prozent sind unentschlossen. In Peru herrscht Wahlpflicht, der amtierende Präsident Humala darf nicht unmittelbar nach seiner Amtszeit zur Wiederwahl antreten, sondern muss mindestens eine Amtszeit warten.

Neben den vorgestellten Kandidaten gibt es noch vierzehn weitere, die bisher aber nicht über zwei Prozent kommen und denen wenig Chancen zugesprochen werden.

Da der zukünftige Präsident die absolute Mehrheit der Stimmen in einem Wahlgang auf sich vereinigen muss, lässt sich aus diesen Umfragewerten jedoch noch keine sichere Prognose ableiten.