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Papst reist mit politischen Botschaften aus Kuba in die USA

Vier große Messen in Havanna, Holguín und Santiago de Cuba. Zusammenkunft mit Jugendlichen und mit Revolutionsführer Fidel Castro

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Nach der Messe in Havanna traf Franziskus Revolutionsführer Fidel Castro und seiner Frau Dalia
Nach der Messe in Havanna traf Franziskus Revolutionsführer Fidel Castro und seiner Frau Dalia

Havanna. Nach einer mehrtägigen Kuba-Reise ist der amtierende Papst, Jorge Bergoglio alias Franziskus, am Dienstag in die USA weitergereist. Während der sozialistische Karibikstaat damit den dritten Besuch eines Oberhauptes der katholischen Kirche binnen weniger Jahre hinter sich hat, reist mit Franziskus erstmals ein Papst in die Vereinigten Staaten. Dort wurde der Argentinier am Dienstag von Präsident Barack Obama empfangen. Vertreter des konservativen Lagers in den USA hatten im Vorfeld mitunter harschen Widerspruch an den sozialkritischen Positionen des Jesuiten-Papstes geübt. Dessen ungeachtet wird bei einer geplanten Messe in New York, wie schon in Kuba, ein Massenpublikum erwartet.

Zuvor hatte Franziskus eine 72-Stunden-Visite im sozialistischen Kuba absolviert. Der Doppelbesuch in dem sozialistischen Inselstaat und den USA dürfte politischem Kalkül geschuldet sein: Der Vatikan hatte in den vergangenen Jahren in zunehmendem Maße zwischen den beiden Ländern vermittelt. Dieser Prozess gipfelte Mitte Dezember 2014 in der von Präsident Obama und seinem kubanischen Amtskollegen Raúl Castro verkündeten Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen. Indes halten die USA nach wie vor die Wirtschaftsblockade aufrecht, die in den frühen 1960 Jahren verhängt worden war. 

In Kuba hatte Papst Franziskus zuvor vier große Messen abgehalten und dabei auch an politischen Positionierungen nicht gespart. So forderte er von den Konfliktparteien in Kolumbien Fortschritte beim laufenden Friedensprozess ein, der vor allem vom rechten Lager in dem südamerikanischen Land kritisiert wird. Die Rebellenorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc) begrüßte den Appell des Kirchenoberhauptes.

Bei einer Messe in der Kirche der kubanischen Nationalheiligen "Jungfrau von Cobre" im Osten des Landes rief er die Kubanerinnen und Kubaner auf, sich "wie Maria von der Zärtlichkeit der Revolution leiten zu lassen". Damit spielte er offenbar auch auf ein bekanntes politisches Zitat seines Landsmannes Ernesto Che Guevara an. Von dem Argentinier, der sich in den 1950er Jahren den kubanischen Revolutionären um Fidel Castro angeschlossen hatte, ist das Zitat "Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker" überliefert. 

Bei seiner letzten Predigt in Kuba bekräftigte Franziskus, die Kirche müsse sich "dem Leben, der Kultur und der Gesellschaft verpflichtet fühlen (…) Brücken bauen und Versöhnung sähen".

Nachdem in der Hauptstadt Havanna hunderttausende Menschen zu der größten Messe des Kirchenoberhauptes gekommen waren, hatte Franziskus auch Kubas Revolutionsführer Fidel Castro getroffen. Nach Angaben des lateinamerikanischen Fernsehsenders Telesur schenkte der Papst Castro zwei Bücher des italienischen Priesters Alessandro Pronzato und ein Buch sowie eine CD mit Reden des Priesters Armando Llorente, der die von Jesuiten geführte Schule leitete, die Fidel Castro im Kindesalter besucht hatte. 1961 verließ Llorente Kuba und ging in die USA ins Exil. 2007 erklärte er, drei Jahre vor seinem Tod, er habe dem langjährigen Premierminister (1959-1976) und Präsidenten (1976-2008) vergeben.

Fidel Castro schenkte Franziskus seinerseits eine Ausgabe des Interviewbandes "Fidel y la religión" (Fidel und die Religion, auf deutsch: Nachtgespräche mit Fidel). In dem 1985 erschienenen Band legt Castro im Gespräch mit dem brasilianischen Dominikaner Frei Betto sein Verhältnis zu Religion dar und spricht sich für eine sozialkritische Ausrichtung der Kirchen aus.

Während der Besuch des Papstes in Kuba von offizieller Seite begrüßt wurde, gab es auch kritische Stimmen. Die Tochter von Che Guevara, Aleida Guevara, lehnte eine Teilnahme an der Messe in Havanna etwa ab. Die regierende Kommunistische Partei Kubas (PCC) habe ihre Mitglieder zur Teilnahme an der Messe in der Hauptstadt aufgerufen, "als ob das eine Aufgabe der Partei sei, aber damit bin ich nicht ganz einverstanden", sagte Guevara.