Kolumbien will multilaterale Diplomatie im Grenzstreit mit Venezuela

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Kolumbiens Präsident Santos tritt mit seiner Außenministerin und weiteren Kabinettsmitgliedern wegen Grenzschließung durch Venezuela vor die Öffentlichkeit
Kolumbiens Präsident Santos tritt mit seiner Außenministerin und weiteren Kabinettsmitgliedern wegen Grenzschließung durch Venezuela vor die Öffentlichkeit

Bogotá/Caracas. Der Präsident von Kolumbien, Juan Manuel Santos, hat in einer öffentlichen Ansprache gefordert, dass die Grenzschließung durch das Nachbarland Venezuela im Rahmen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und der Union südamerikanischer Nationen (Unasur) behandelt wird. Seine Außenministerin, María Ángela Holguín, vertritt ebenso eine multilaterale Diplomatie, weil die "Hilfe von dritter Seite" für die Beilegung der Krise erforderlich sei. Gleichzeitig betonte Holguín, dass ein Abbruch der Beziehungen zum Nachbarland Venezuela "undenkbar und unmöglich" sei. Zuvor hatten Venezuela und Kolumbien ihre Botschafter zu Konsultationen zurückberufen.

Seit dem 21. August hat die venezolanische Regierung nach der Beschießung einer Patrouille der Streitkräfte des Landes an der Grenze zu Kolumbien diese geschlossen und führt umfangreiche Operationen gegen Schmuggel und Paramilitarismus durch. In einigen Bezirken des Bundesstaates Tachira wurde der Ausnahmezustand erklärt. Zu den Maßnahmen, die Venezuela nach den Worten von Präsident Nicolás Maduro fortsetzen werde, bis "Normalität, Frieden und Gesetzmäßigkeit wieder hergestellt sind und der Angriff aus Kolumbien auf unsere Wirtschaft beendet ist", gehören Abschiebungen von illegal auf venezolanischem Territorium lebenden Kolumbianern in ihr Herkunftsland.

Übereinstimmende Zahlen von Behörden beider Länder sprachen nach drei Tagen der Grenzschließung von etwas über 1.000 abgeschobene Personen. Die kolumbianischen Behörden berichten darüber hinaus mehr als 4.000 ihrer Staatsbürger, die bereits zurückgekehrt sind, um einer Abschiebung zuvorzukommen. Präsident Santos behandelt das Vorgehen Venezuelas demzufolge allein als Missachtung der Humanität gegenüber den Betroffenen. Eine Präsenz von kolumbianischen Paramilitärs an der Grenze und in Venezuela bestreitet er.

Indes sprechen Leiter der Operationen der venezolanischen Streitkräfte und der Gouverneur des Bundesstaates Táchira, José Vielma Mora, in einer ersten Bilanz von Festnahmen von Paramilitärs, von der Entdeckung von Bunkern für Entführungsopfer und von ausgehobenen Orten der Zwangsprostitution. Große Mengen von beschlagnahmtem Schmuggelgut, das wegen geringer Preise in Venezuela enorme Profite auf dem kolumbianischen Markt abwirft, wurden bereits in den vergangenen Monaten präsentiert.

Das Vorgehen von Venezuela zielt darauf, die Behörden Kolumbiens für die Sicherheit und einen regulären Handel in der Grenzregion in die Pflicht zunehmen. Indirekt haben nun der kolumbianische Innenminister, Juan Fernando Cristo, und die Ministerin für Handel, Industrie und Tourismus, Cecilia Álvarez Correa, die Dimensionen des Schmuggels eingeräumt. Sie informierten, dass 30 Prozent der Treib- und Brennstoffe in der von der Grenzschließung unmittelbar betroffenen Region gegenwärtig ausfallen. Die Regierung arbeite intensiv daran, diese Güter zu ersetzen.