Kupferarbeiter in Chile setzen Streik fort

Die Vertragsarbeiter des staatlichen Kupferkonzerns streiken seit dem 20. Juli für bessere Arbeitsbedingungen. Dialog vorerst geplatzt

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Arbeiter blockieren den Zugang zu einer Kupfermine mit brennenden Reifen
Arbeiter blockieren den Zugang zu einer Kupfermine mit brennenden Reifen

Atacama. Im Konflikt zwischen dem staatlichen Kupferunternehmen Codelco und den Vertragsarbeitern, die im Konzern beschäftigt sind, ist keine Einigung in Sicht. Die Arbeiter halten die Zubringerstraßen zu den Minen versperrt und mehrere Anlagen besetzt. Bei Zusammenstößen zwischen Streikenden und der Polizei an einer Straßensperre kam ein Arbeiter ums Leben.

Nach einem gescheiterten Gesprächsversuch vergangenen Freitag zwischen Codelco und der Gewerkschaft der Kuperarbeiter (CTC), die 40.000 der Vertragsarbeiter repräsentiert, wird der Streik um bessere Arbeitsbedingungen fortgesetzt. Vertreter der Gewerkschaft begründeten dies damit, dass Codelco nicht eingewilligt habe, die streikenden Arbeiter vor Repressalien sowie Kündigungen aufgrund der Teilnahme am Streik zu schützen. Gleichzeitig bekräftigten sie, den Dialog wiederaufzunehmen, sobald das staatliche Unternehmen auf diese Bedingungen eingehe.

In einer Stellungnahme gab das Kupferunternehmen seinerseits sein Bedauern über das Scheitern des Dialogs bekannt und mahnte die Arbeiter an, ihre Aktion zu beenden, um über nachhaltige und langfristige Einigungen verhandeln zu können.

Die Gewerkschaft der Kupferarbeiter (CTC) ist in den vergangenen Wochen auf mehrere Dialogversuche von Codelco nicht eingegangen, da die Zugeständnisse des staatlichen Kupferunternehmens laut der Arbeitervertretung nicht weit genug gingen. Das mit einem Marktanteil von elf Prozent weltweit größte Kupferunternehmen sieht sich durch sinkende Kupferpreise mit finanziellen Einbußen konfrontiert. Die Konzernleitung hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass die Vertragsarbeiter mit ihren Leiharbeitsfirmen über bessere Arbeitsbedingungen verhandeln müssten und Codelco lediglich als Vermittler auftreten könnte. Sollte das Unternehmen diese Haltung beibehalten, würde dies bedeuten, dass der sogenannte Acuerdo Marco, eine Rahmenvereinbarung zwischen Codelco, den Leiharbeitsfirmen und den Vertragsarbeitern, nicht erneuert werden würde. Diese Vereinbarung garantiert den externen Arbeitern noch bis Ende 2016 gewisse Arbeitsstandards.

Die Vertragsarbeiter waren am 20. Juli in den Streik getreten, um eine Verlängerung und Ausweitung des Acuerdo Marco und damit eine Verbesserung ihrer Arbeits- und Lohnbedingungen zu erreichen. Als extern Beschäftigte verdienen sie nach eigenen Angaben des Unternehmens nur halb so viel wie die Festangestellten. Zudem sind ihre Arbeitsbedingungen deutlich schlechter. Und dies, obwohl ein Gros der staatlichen Kupfergewinne und somit der wichtigsten staatlichen Einnahmequelle auf der Produktivität der Vertragsarbeiter beruht: inzwischen werden 71 Prozent der Arbeiter bei Codelco über Drittfirmen beschäftigt.

Seit Beginn des Streiks sind die Zubringerstraßen zu den Minen versperrt und mehrere Anlagen von den Arbeitern besetzt. Bei Demonstrationen und Straßenblockaden kam es zu zahlreichen Zusammenstößen mit der Polizei. Höhepunkt war eine Straßenschlacht am 24. Juli, bei der ein Minenarbeiter durch einen von einem Polizisten abgefeuerten Schuss ums Leben kam und mehrere Streikende verletzt wurden. Rund 200 Polizisten hatten versucht, eine Straßensperre aufzuheben, die von 400 Arbeitern verteidigt wurde. Dabei feuerte die Polizei laut dem ermittelnden Staatsanwalt Julio Artigas 30 Schüsse mit scharfer Munition sowie zahlreiche Gummigeschosse ab und setzte Tränengas ein.

Der Kupfersektor steht stellvertretend für ein weit verbreitetes Problem des chilenischen Arbeitsmarkts: fast eine Million Arbeiter sind extern beschäftigt. Abgesehen von den deutlich niedrigeren Löhnen sind sie schlechteren Arbeitsbedingungen und weniger Organisationsmöglichkeiten ausgesetzt. Eine derzeit im Senat diskutierte Arbeitsreform soll dies ändern. Sie soll die Arbeitsbeziehungen modernisieren und kollektive Rechte der Arbeiter stärken. Angesichts der Einflussmöglichkeiten der Unternehmer, Gegenwind aus den oppositionellen politischen Lagern und aus den eigenen Reihen der Regierungskoalition wird sich allerdings zeigen, wie weitreichend die Reform sein wird.