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Colonia Dignidad: Juristen warnen vor Flucht von Sektenarzt Hopp

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Fahndungsblatt von Hartmut Hopp bei Interpol
Fahndungsblatt von Hartmut Hopp bei Interpol

Berlin/Krefeld. Menschenrechtsaktivisten und Juristen haben vor einer Flucht des deutschen Sektenarztes Hartmut Hopp aus Krefeld gewarnt. Der in Chile wegen Beihilfe zu Sexualdelikten verurteilte Hopp war in einer Nacht- und Nebel-Aktion nach Deutschland geflüchtet, um sich seiner Haftstrafe in dem südamerikanischen Land zu entziehen. Seither lebe er dort "von der deutschen Justiz weitgehend unbehelligt", heißt es nun in einer Erklärung des Juristenverbandes European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR).

Nach Auskunft des ECCHR liegen der Staatsanwaltschaft Krefeld alle Unterlagen der chilenischen Justiz vor, um über die von Chile beantragte Vollstreckung eines Urteils gegen Hopp zu entscheiden. "Hopp wurde 2011 in Chile wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, der er sich durch Flucht nach Deutschland entzog, wo ihn seine deutsche Staatsangehörigkeit vor Auslieferung schützt", erklärt die Organisation. Die Rechtsanwältin Petra Schlagenhauf aus Berlin, Kooperationsanwältin des ECCHR, habe die Staatsanwaltschaft Krefeld in einem Schreiben auf die mögliche Fluchtgefahr von Hopp hingewiesen. Das ECCHR fordert die Staatsanwaltschaft Krefeld auf, Hopp festzunehmen.

"Die deutsche Justiz muss dafür sorgen, dass Hartmut Hopp seine Strafe wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch an Kindern endlich verbüßt", sagte auch Andreas Schüller, Leiter des Bereichs Völkerstraftaten und rechtliche Verantwortung beim ECCHR. "Mit einer Inhaftierung von Hopp könnte Deutschland zunehmend zur Aufarbeitung der Diktaturverbrechen in Chile beitragen – insbesondere was die Rolle der Colonia Dignidad betrifft." Petra Schlagenhauf befürchtet, dass Hopp sich der drohenden Verbüßung der Strafe weiter entziehen wird: "Hartmut Hopp hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er in der Lage ist, sich Verfahren zu entziehen. Es steht zu befürchten, dass er nach wie vor über entsprechende Mittel und Unterstützer verfügt."

Hopp war "rechte Hand" des Gründers und Führers der Colonia Dignidad, Paul Schäfer. Die Sektensiedlung war jahrzehntelang Ort schwerster Menschenrechtsverletzungen. Dort verschwanden Gegner des Pinochet-Regimes (1973-1990); sie wurden gefoltert und ermordet. Jahrzehntelang wurden deutsche und chilenische Kinder sexuell missbraucht. Das ECCHR arbeitet seit 2011 zu den Menschenrechtsverletzungen in der Colonia Dignidad und deren Kollaboration mit der Pinochet-Diktatur. Ausgehend von einer Strafanzeige des ECCHR im August 2011 führt die Staatsanwaltschaft Krefeld ein eigenes Ermittlungsverfahren gegen Hopp.