Chinesische HKND-Gruppe präsentiert Auftragsstudie zum Kanalbau in Nicaragua

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Die geplante Route des Nicaragua-Kanals
Die geplante Route des Nicaragua-Kanals

Managua. Die für den Bau des interozeanischen Kanals in Nicaragua zuständige chinesische HKND-Unternehmensgruppe hat der Kanalkommission in Nicaragua einen Bericht über die sozialen und ökologischen Folgen des Megaprojekts überreicht. Das Unternehmen ERM (Environmental Resources Management) führte die Studie, an der nicaraguanische und internationale Experten beteiligt waren, über einen Zeitraum von zwei Jahren im Auftrag der HKND durch.

Der Fraktionsvorsitzende der regierenden Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront (FSLN) in der Nationalversammlung und Mitglied der Kanalkommission, Edwin Castro, bekräftigte die Bedeutung der Studie. Sie widerlege Kritiker des Vorhabens, die behaupteten, es gäbe keine Risikoevaluation. Er betonte die Seriosität des ERM und fügte hinzu: "Jetzt liegt es an uns, die Daten schnellstmöglich zu analysieren, um alle notwendigen Maßnahmen daraus abzuleiten und gemeinsam mit HKND die Pläne und den Bauprozess zu überprüfen."

Der bei der Übergabe ebenfalls anwesende Vertreter von ERM, Manuel Román, betonte, das Unternehmen sei weder für noch gegen den Bau. In der Studie seien die Herausforderungen herausgearbeitet worden, mit denen das Projekt konfrontiert sein könnte. Die abschließende Entscheidung werde die Regierung Nicaraguas gemeinsam mit der HKND-Gruppe treffen.

Xu Changbao, Vorstandsvorsitzender der HKND in Nicaragua, bedankte sich bei der nicaraguanischen Regierung und der Bevölkerung für das Interesse am Kanalprojekt und zeigte sich zuversichtlich "gemeinsam mit dem Volk Nicaraguas einen Jahrhundert-Traum zu realisieren".

Wie der für Öffentlichkeitsarbeit zuständige HKND-Mitarbeiter Bernard Li versicherte, würden die Flora, Fauna und das kulturelle Erbe des Landes durch das Großprojekt nicht gefährdet. Die unter sechs Alternativen ausgewählte Route verringere mögliche negative Folgen in den betroffenen Gebieten. Der interozeanische Kanal soll 173 Kilometer über Land und 105 Kilometer durch den Nicaraguasee verlaufen. Wegen der möglichen Folgen für die Umwelt hätten Zusammenkünfte mit mehreren internationalen Umwelt-, Natur- und Tierschutzorganisationen stattgefunden. Mit nationalen und internationalen Partnern seien auch die sozioökonomischen Bedingungen sowie das Wohlergehen der Gemeinden einbezogen worden, so Li. Dabei sei es darum gegangen, die Auswirkungen in einer Weise zu "vermeiden, zu verringern und auszugleichen", so dass diese im Endergebnis positiv seien.

Durch das Projekt sollen laut Regierung 50.000 Arbeitsplätze und in der Phase des Betriebs weitere rund 200.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Bauzeit ist auf fünf Jahre angelegt. Mit der Kapazität für Frachter mit bis zu 250.000 Tonnen würde der Nicaragua-Kanal die doppelte Kapazität der letzten Ausbaustufe des Panamakanals erreichen.

Der Kanalbau ist in Nicaragua umstritten. Gegner beklagen die fehlende Transparenz, die Bedrohung kleinbäuerlicher und indigener Landrechte sowie die Gefahr der Zerstörung des Nicaraguasees. Die Regierung Nicaraguas hat den von dem Bau betroffenen Familien faire Entschädigungen in Aussicht gestellt, die deutlich über dem Katasterwert der Grundstücke liegen sollen. Auch sollen jene Anwohner unterstützt werden, deren Eigentumstitel bisher nicht geklärt sind. Viele Bauern lehnen einen möglichen Verkauf ihres Landes jedoch kategorisch ab und zeigen wenig Vertrauen in die Zusagen der Regierung.