Mexiko / Politik

Tote bei Gefecht zwischen Kartell und Polizei in Mexiko

Die Aktivität des Drogenkartells "Jalisco Neue Generation" nimmt deutlich zu. Dabei geriet nun vermutlich ein Polizeikonvoi in einen Hinterhalt

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In einer Videobotschaft kündigte das CJNG im Mai 2013 den Kampf gegen die konkurrierenden "Tempelritter" an
In einer Videobotschaft kündigte das CJNG im Mai 2013 den Kampf gegen die konkurrierenden "Tempelritter" an

Tanhuato, Mexiko. Bei einem Zusammenstoß zwischen der Bundespolizei und mutmaßlichen Mitgliedern des Drogenkartells "Neue Generation" (Cartel Jalisco Nueva Generación - CJNG) in Michocán sind 43 Menschen ums Leben gekommen. In der Ortschaft Tanhuato geriet ein Polizeikonvoi am vergangenen Freitag vermutlich in einen Hinterhalt, bei dem mindestens 42 Zivilisten und ein Polizist getötet wurden. Drei weitere Personen wurden festgenommen. Die Region gilt als eine der gefährlichsten in Mexiko, da es immer wieder zu tödlichen Unruhen kommt.

Einheiten des Sekretariats für nationale Verteidigung, darunter die Landespolizei, befanden sich für Ermittlungen bereits seit Donnerstag in Tanhuato. "Als sie sich dem Grundstück näherten, entdeckte die Einheit ein Fahrzeug in dem sich bewaffnete Personen befanden, die das Feuer eröffneten, als sie die Einheit wahrnahmen", beschreibt Monte Alejandro Rubido von der nationalen Sicherheitskommission den Tathergang. Das Gefecht dauerte drei Stunden an. Dabei brannten eine Lagerhalle und sechs Fahrzeuge aus. Die Polizei beschlagnahmte mehr als 40 Schusswaffen und zwei Autos. Da die Ermittlungen auf dem 112 Hektar großen Gebiet noch nicht abgeschlossen sind, seien diese Angaben erst vorläufig, erklärte Rubido. Indessen lässt die hohe Opferzahl Zweifel an der offiziellen Version aufkommen. Ein Korrespondent der mexikanischen Zeitung Proceso berichtet aus der Region, dass es viele Anwohner für merkwürdig halten, dass 42 Schützen, die das Gebiet kannten, nur einen Polizisten erschossen. Trotz des großen Waffenarsenals, das sie besaßen.

Tahuato ist eine Gemeinde nahe der Grenze des Bundesstaates Jalisco, wo es durch die Aktivitäten des CJNG immer wieder zu heftigen Unruhen kommt. Zuletzt gelang es dem Kartell am ersten Mai die Region um die Hauptstadt Jaliscos, Guadalajara, in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen: Mitglieder des Kartells blockierten Straßen und Autobahnen, schossen einen Militärhubschrauber ab und setzten einige Tankstellen und Geschäfte in Brand. 17 Menschen kamen dabei ums Leben. Des Weiteren starben bei Gefechten mit dem CJNG im März und April insgesamt 30 Polizisten.

Edgar Buscaglia, Direktor des mexikanischen Instituts für Bürgeraktion, beschreibt das Kartell als eines der gefährlichsten im Land. Im Hinblick auf die am 7. Juni in ganz Mexiko stattfindenden Wahlen versuche das CJNG die Situation auszunutzen und nahestehende Kandidaten entsprechend zu unterstützen. Ziel sei es, ihr Netzwerk mit Politkern und Unternehmern auszuweiten, damit ihre kriminellen Geschäfte unbestraft bleiben.

Die Vermutung, dass das CJNG für die Ermordung des Schwiegervaters von Nestora Salgado verantwortlich ist, würde zu deren Strategie passen, Personen in bestimmten Ämtern zu unterstützen und andere wiederum einzuschüchtern. Salgado, die sich seit 2013 in Haft befindet und am 5. Mai diesen Jahres in den Hungerstreik getreten ist, gilt als eines der bekanntesten Mitglieder der unabhängigen Gemeindepolizei im Bundesstaat Guerrero, die gegen Korruption seitens der lokalen Politik und des organisierten Verbrechens kämpft. Ob das CJNG etwas mit dem Mord zu tun hat, wird derzeit noch untersucht.

In nur wenigen Jahren gelang es dem CJNG, in mindestens acht mexikanischen Bundesstaaten und der Hauptstadt Mexiko-Stadt zu operieren und Handelswege bis nach Europa, Asien, Australien und Südafrika aufzubauen. Die rasche Ausbreitung des Kartells auf mehrere Bundesstaaten spiegelt den Wandel des organisierten Verbrechens in Mexiko in den vergangenen Jahren wieder. Seit 2006 begann die mexikanische Regierung, damals noch unter Präsident Felipe Calderón (PAN), das organisierte Verbrechen zu bekämpfen, indem mächtige Drogenbosse festgenommen wurden. Diese Strategie verfolgt die aktuelle Regierung unter Präsident Enrique Peña Nieto (PRI) noch heute, was zu einer Fragmentierung vieler Kartelle führte. Die festen Strukturen des organisierten Verbrechens lösten sich dadurch in vielen Teilen Mexikos auf und es entstand ein Vakuum, das es der "Neuen Generation" ermöglichte, sich rasch auszubreiten.

Laut dem amerikanischen Finanzministerium gilt das Kartell, das insbesondere mit Drogenhandel aber auch mit Erpressung und Entführung Geschäfte macht, mittlerweile als eines das mächtigsten.